Daniel Dafoe
- Robinson Crusoe -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Robinson Crusoe (Konstantin Graudus) hat sich sein Leben und seine Karriere sicherlich anders vorgestellt, sein Vater (Eckart Dux) sowieso. Doch das Schicksal verschlägt Robinson auf ein Schiff und damit nimmt das Drama seinen Lauf, denn nach einem Unglück strandet er auf einer vermeintlich einsamen Insel. Er muss ums Überleben kämpfen, doch relativ schnell gewöhnt er sich an sein neues Leben. Doch ist er wirklich alleine auf dem Eiland? Zunächst glaubt Robinson das, doch die Zeichen verdichten sich, dass er die Insel mit anderen teilt, aber mit wem?

- Meinung -

Sven Stricker hat den nächsten Klassiker angepackt und diesmal wirkt seine "Magie", was bei Dracula leider nicht der Fall war, diese Produktion war einfach zu experimentell. Hier verzichtet Stricker auf irgendwelche Spielereien und liefert eine schnörkellose Bearbeitung ab, die sich auf das Wesentliche konzentriert und das reicht allemal aus, um den Hörer für schöne 135 Minuten zu entführen und mit Robinson Crusoe ein Abenteuer auf einer einsamen Insel zu erleben und mit ihm um das Überleben zu kämpfen. Längen? Ganz klar ein Fremdwort, selbst alltäglichste Handlungen Robinsons sind spannend und unterhaltsam und hier geht es nicht nur spannend zu, sondern es gibt auch eine gute Portion Humor und Action im weiteren Sinne natürlich auch, also ist hier alles drin und wer meint eine langweilige Bearbeitung eines verstauben Romans vorgesetzt zu bekommen, der irrt gewaltig.

Die mittlerweile typische Besetzung für ein Hörspiel Sven Strickers hat sich wieder eingefunden und liefert die erwarteten, starken Leistungen ab. Konstantin Graudus, diesmal irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn, also perfekt als Robinson Crusoe, der nicht selten an sich, seinem Verstand und den Umständen auf der Insel zweifelt. Hinzu kommt Felix von Manteuffel als Erzähler, der sich in einer Art Dialog mit Robinson befindet, jedenfalls wechseln sich beide mit ihren Einsätzen immer wieder gekonnt ab und von Manteuffels Einsätze wirken nicht erzwungen und zu häufig sind sie auch nicht. Wen trifft der Hörer in den Nebenrollen? Immer gern gehört...Eckart Dux, hier in einer kurzen Rolle als Robinsons Vater, aber auch bei diesem Auftritt gut wie immer. Klaus Dittmann, Ben Hecker, Nicolas König, Jannik Endemann, Wolf Frass und viele weitere sind mit von der Partie und man weiss sofort, hier hat man es mit "Hamburg´s Finest" zu tun. Rundum eine starke Besetzung, doch für Dauernnörgler wie mich gibt es natürlich auch ein Manko. Sven Stricker sollte bei den Besetzungen der Hauptrollen mal etwas mehr variieren, denn mögen die Leistungen von Felix von Manteuffel und Konstantin Graudus noch so toll sein, irgendwann möchte man auch mal andere Leute hören. In Nebenrollen dürfen sie ja auch gerne weiterhin auftreten, aber eine Pause bei den Hauptrollen wäre mal nicht verkehrt und anderen guten Sprechern sollte man mal ein wenig mehr von Rampenlicht gönnen. Somit ist es kein echtes Manko dieser Produktion, sondern ein generelles "Problem".

Jan-Peter Pflug geht wieder aufs Ganze und hat hier erneut einen wunderschönen Soundtrack komponiert, der das Werk so abrundet, dass es zu einem Epos reift. Äusserst druckvoll kommen seine Einsätze daher, manchmal zwar etwas zu laut, aber nicht minder beeindruckend. Da bleibt nichts anderes übrig als die ausgelutschte Phrase "Kino für die Ohren" zu verwenden, denn nichts anderes geschieht hier, wenn Pflugs mächtige Musiken ihren Auftritt feiern. Damit wäre dann wohl alles in besten Händen, denn mit Jan-Peter Pflug ist wieder Sven Strickers "Haus- und Hofmusiker" mit an Board und er beweist erneut, dass er einer der besten, wenn nicht sogar DER beste Hörspielmusiker der Neuzeit ist. Effekte und Geräusche? Mal im Ernst, wer erwartet denn hier plötzlich den totalen Absturz? Also, Fehlanzeige, hier gibt man sich dann auch keine Blösse mehr, und in Verbindung mit tollen Komposition kommt der gesamte Sound erstklassig rüber und hüllt das Hörspiel in eine filmreife Atmosphäre.

Ein Klassier vom alten "Stricker-Format", also um Längen besser als der "seltsame" Dracula. Hier geht es straighter zu, aber dennoch sehr einladend produziert. Ein Klassiker für die Neuzeit und mit Sicherheit eine der stärksten Vertonungen dieser Materie. Wer die Schatzinsel und die Musketiere mochte, der wird 100%ig auch an Robinson Crusoe Gefallen finden, wenn nicht sogar lieben. 135 Minuten pure Klassiker-Unterhaltung, hervorragend produziert und zweifelsohne jeden Cent wert.

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Der Hörverlag

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