Bram Stoker
- Dracula -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Dracula (Felix von Manteuffel), ein Name, dessen Ruf Angst und Schrecken bringt. Diese Kreatur bekommt es nun mit Feinden zu tun, die sich ihm stellen und sein untotes Leben auslöschen wollen. Eine Jagd, die sich von Transylvanien bis nach England erstreckt und einen hohen Preis verlangt. Kann es das Team um Professor van Helsing und Jonathan Harker (Gerd Baltus und Konstantin Graudus) schaffen und dem Horror, der von dieser Kreatur ausgeht, Einhalt gebieten? Es hängt eine Menge vom Gelingen dieses Unternehmens ab, ansonsten wird Dracula seine Schreckensherrschaft noch weiter ausbauen...

- Meinung -

Erneut schnappt sich Sven Stricker einen Klassiker der Weltliteratur und setzt diesen modernisiert für die heutige Hörerschaft um. Er bewegt sich nah an der Vorlage, was positiv als auch negativ bewertet werden kann. Auf der einen Seite kennt man die Vorlage fast schon in- und auswendig, da es nicht die erste Vertonung ist, auf der anderen Seite ist eine getreue Umsetzung angenehmer, als dass es zu großartigen Experimenten oder merkwürdigen Interpretationen kommt, der Hörer kann sich also vorher schon gut auf das Hörspiel einstellen. Es geht spannend, gruselig und packend zu, wie man es von einem derartigen Stoff erwartet. Zwar ist Strickers Bearbeitung nicht die beste, denn davor kommt meiner Meinung nach die Mischung aus Hörbuch und Hörspiel der Deutschen Grammophon, die hier auf wichtige Szenen (Draculas Überfahrt zum Beispiel) mehr Wert gelegt hat und diese epischer Erzählt, was diesem Hörspiel ein wenig fehlt.

Bei den Sprechern geht soweit alles in Ordnung, wenn auch die Besetzung Van Helsings mit Gerd Baltus recht komisch wirkt. Er kommt eher schrullig rüber und stellt eigentlich keine ernsthafte Bedrohung für Dracula dar, jedenfalls hinterlässt Baltus diesen Eindruck. Besser machen es dagegen Felix von Manteuffel und Jörg Pleva, denn sie verleihen ihren Rollen als Dracula bzw. Renfield das gewisse Etwas, spielen sie doch richtig und tragen nicht stumpf vor oder lesen ab. Mit beiden Besetzungen ist Stricker ein großer Wurf gelungen und diese beiden Herren kann man schon als Kaufgrund nennen. Wie schaut es mit dem Rest vom Fest aus? Céline Fontanges, Anna Carlsson und Andreas Fröhlich sind weitere Stars, die für ein sehr hohes Niveau sorgen und qualitativ gibt es in dieser Hinsicht rein gar nichts mehr zu bemängeln.

Natürlich ist hier wieder Jan-Peter Pflug am Werk gewesen und seine Klänge veredeln jedes Hörspiel. Er schafft den richtigen Klangteppich für ein düsteres Hörerlebnis, bei dem jedenfalls keine Wünsche mehr offen bleiben. Schlechter sieht es dagegen bei der restlichen Untermalung aus. Okay, Effekte und Geräusche sind gewohnt gut, da gibt es nichts dran zu rütteln, aber man fragt sich als Hörer dann doch, was z.B. ein Modem-Geräusch in dieser Produktion zu suchen hat? Vampire goes internet, oder was? In dieser Hinsicht wird das Hörspiel dann doch zu experimentell und sowas sollte Sven Stricker in Zukunft unterlassen. Das gilt auch für eine Vielzahl von Schnitte und Szenenwechsel, die eher verwirrend als interessant wirken.

Was heutzutage doch alles so als "enhanced CD" durchgeht ist schon erstaunlich, denn anscheinend reichen dazu Klingeltöne und ein paar Links schon dazu aus, damit eine CD sich so schimpfen lassen kann. Was hier als Bonus angeboten wird ist eher ein Witz und sollte den Hörer in seinem Kaufverhalten in keinster Weise beeinflussen. Akzeptieren, dass hier zwar noch was auf der CD ist, aber nach Möglichkeit einfach ignorieren.

Als Hörspiel an sich ist Dracula ordentlich und kann als gut eingestuft werden, doch als ein Hörspiel von Sven Stricker bleibt ein fader Beigeschmack. Man erwartet mittlerweile mehr von ihm und vor allem keine Experimente, wie sie hier gemacht worden sind. Wer nicht genug von diesem Thema kriegen kann, der wir sich auch diese Vertonung Draculas zulegen, wer aber das Werk in seiner vollen, epischen Breite haben möchte, der wird mit der Fassung der Deutschen Grammophon besser fahren. Somit kann man sagen, dass Stricker zwar einen Klassiker vertont, aber keinen Klassiker abgeliefert hat. Gute Kost, mehr nicht.

Der Link:
Der Hörverlag

Bei Amazon kaufen:

Zurück