Stefan Zweig
- Schachnovelle -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Der amtierende Schachweltmeister Mirko Czentovic (Mario Adorf) fährt auf einem Atlantikdampfer mit und dort zieht er die Aufmerksamkeit anderer Schachspieler auf sich, von denen aber niemand wirklich mit ihm mithalten kann. Oder gibt es da doch etwa einen? Anscheinend, denn Dr. Blatt (Willy Trenk-Trebitsch) hat besitzt die Fähigkeiten, dem Weltmeister die Stirn zu bieten, doch etwas stimmt mit ihm nicht. Dr. Blatts Vergangenheit, genauer gesagt seine Verhaftung durch die Gestapo, scheint ihn nun einzuholen, ausgerechnet im großen Spiel gegen Czentovic. Wie wird dieses Duell ausgehen?

- Meinung -

Stefan Zweig arbeitet hier die Nazizeit auf und was sie an einem Menschen anrichten kann und gleichzeitig präsentiert er ein hochspannendes Schachduell. Zudem wird auch ein Einblick in die menschliche Psyche gewährt und zwar in die verschiedener Leute, die sich an Bord des Dampfers befinden. Vor allem fragt man sich am Anfang, in welche Richtung die Geschichte über gehen wird, einfach nur ein Duell zweier oder mehrer Schachspieler und das war es? Das an sich bietet zwar schon spannende und interessante Momente, aber Dr. Blatts Erlebnisse setzt noch einen drauf und gestaltet Zweigs Geschichte noch um einiges faszinierender. Außerdem ist es ein Geniestreich Zweigs, dass er den Erzähler mehr oder weniger anonym als Charakter in die Handlung mit einbezieht, so dass sich die Hörerschaft mit diesem identifizieren kann. Von der Handlung her werden hier sehr kurzweilige 65 Minuten geboten, die auf ihre ganz eigene Art und Weise spannend erzählt werden.

Sprechertechnisch eine ganze feine Angelegenheit, denn hier mischen absolute Könner mit und das bis in die kleinste Nebenrolle und das Foto auf dem Digipakrücken zeigt, dass nicht nur einfach vom Zettel gesprochen wurde, hier wurde richtig gespielt, wie es für die damalige Zeit, also den 50ern, typisch war. Es fällt mir auch wirklich schwer, einen der Sprecher hervor zu heben, denn sie machen durch die Bank weg alle einen hervorragenden Job unter der Regie von Hans Hausmann. Ob es Gert Westphal als Erzähler aus der Ich-Perspektive ist, Mario Adorf als Schwachweltmeister, Willy Trenk-Trebitsch als traumatisierter Dr. Blatt oder Wolfgang Schirlitz als McConnor, hier überzeugt jeder und die Performances sind sehr intensiv und mitreißend. Das gilt im Prinzip für jede Rolle und deshalb kann man mit diesem Bereich der Produktion nur absolut zufrieden sein.

Das Hörspiel ist von 1959, also sollte man automatisch keine zu hohen Erwartungen haben, weder an die Untermalung oder die Soundkulisse, noch an die Tonqualität an sich. Hier und da rauscht es mal ein wenig, die Geräuschkulisse an sich fällt eher zweckdienlich aus, damit wird man leben müssen. Dennoch fällt die ganze Angelegenheit ziemlich atmosphärisch aus, was vornehmlich an der Story und den sehr gut aufgelegten Sprechern liegt.

Ein durch und durch gelungener Klassiker, der mich spannend unterhalten hat, gleichzeitig aber auch zum Nachdenken angeregt hat. Wer alte Radioklassiker sucht, der dürfte hier fündig werden und zugreifen.

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Der Hörverlag

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