Wahnsinn des Monats 12/10

Zeitreisende Surfer Nr. 1
- Episode 1 -
(Audiosurf)

Captain Blitz urteilt:

Marc (Mark Rozin) zieht es raus aus dem beschaulichen Städtchen Klein-Bleckede und er lässt seine Familie zurück, doch wohin hat es den Wellenreiter verschlagen? Am Strand von Föhr wird dann ein halbtoter Surfer gefunden, es ist ausgerechnet Marc, doch er wird nicht nach Hause gebracht, sondern von einem unbekannten Mann abgeholt und bleibt somit weiter verschwunden. Marcs Sohn Malte (Piet Gampert) macht sich auf, um seinen Vater zu finden und für ihn beginnt ein aufregendes Abenteuer und er lernt neue Freunde kennen, aber wird er am Ende seinen Vater auch finden oder ist dieses Unternehmen hoffnungslos?

- Meinung -

Eine neue Serie, ein neues Label? Scheint so und es scheint auch so zu sein, dass es sich dabei um ein Projekt handelt, das Unterstützung von der Stadt Hannover erfährt. Warum dabei kein gutes Hörspiel Hörspiel herausgekommen ist, wenn man schon die Unterstützung der Stadt im Rücken hat, das ist meine große Frage, die nach dem Hören dieses zweifelhaften Genusses in meinem Kopf herumspukte. Die Story aus Franziska Schmidts Feder scheint in einer Art Projektarbeit umgesetzt worden zu sein, ein gewaltiger Hauch von Workshop ist ebenfalls mit von er Partie. Alles schön und gut, aber warum geht es hier eigentlich? Um einen Vater, der gleichzeitig Surfer ist, plötzlich verschwindet, sein Sohn macht sich auf die Suche nach ihm, surft selber und so kommt es zu einem Abenteuer und einer Reise durch Europa. Was das alles mit Zeitreisen zu tun hat? Tja, das würde mich auch interessieren, so recht verstanden habe ich die Story nicht so ganz, zu konstruiert und wirr wirkte sie auf mich, teilweise empfand ich sie einfach nur als konfus und der Sinn erschloss sich mir in keinster Weise. Dazu kommt noch, dass die Spielzeit mit ca. 123 Minuten einfach deutlich zu lang ist, da hapert es dann auch bei der Dramaturgie und nicht gerade selten plätscherte die merkwürdige Handlung für meinen Geschmack einfach zu sehr vor sich hin. Welchen Sinn hat dieses Werk? Der einzige, den ich für mich gefunden habe ist der, dass man hier und da etwas über die Surferei lernt, aber ob man dafür dieses Hörspiel braucht? Das muss wohl jeder für sich selber wissen, ich bin mit der Geschichte aber in keinster Weise warm geworden und für meiner Meinung nach wirkt das hier einfach alles zu holprig inszeniert und zusammengeschustert.

Dieser Eindruck wird durch die Sprecherleistungen verstärkt. Namhafte Sprecherinnen und Sprecher sucht man hier vergeblich, lediglich zwei Namen sagen mir etwas, was aber nur daran liegt, dass ich die beiden schon getroffen habe. Nicht selten wird hier jedenfalls hölzern agiert, der eine oder andere liest seinen Text mehr ab als alles andere und ich habe kaum einem Sprecher seine Rolle abgekauft. Eines der Hauptprobleme war hier auch, dass fast alle Stimmen gleichalt klingen, hier hört sich niemand wie ein Vater, wie eine Mutter oder wie ein Rentner an, so dass auch viele Rollen einfach gar nicht erst funktionieren und nicht selten auch unfreiwillig komisch wirken. Ein paar unverbrauchte Stimmen einzusetzen wäre ja gar nicht mal so schlimm gewesen, solange es im Rahmen bleibt geht das auch in Ordnung, bei dieser Produktion hat man es aber übertrieben, Workshop und Projektarbeit hin oder her. Der eine oder andere namhafte Profi hätte also keineswegs geschadet, es müssen ja nicht immer gleich die ganz großen Kaliber sein, aber gerade in den Hauptrollen wäre es alles andere als verkehrt gewesen. Hervorheben oder rauspicken möchte ich niemanden, der sprechertechnische Bereich kommt in seiner Gesamtheit ganz schwach rüber, da ist ein Mr. White nur das Tüpfelchen auf dem negativen I!

Das Beste an der Produktion dürfte wohl die Musik sein, tolle Surfermusik, alles sehr entspannt und chillig, stellenweise muss man an Jack Johnson und Co. denken, in diese Richtung geht es halt, eine passende Untermalung. Das geht alles in Ordnung, aber es gibt auch andere Stücke, die mich eher aus der Geschichte gerissen haben, technoartige und elektronische Klänge, die für mich nicht so wirklich passen wollten. Da hätten sich die Macher voll und ganz auf das Surferthema besinnen sollen, das kommt nämlich einigermaßen stimmungsvoller über. Was die Abmischung betrifft, so klingt das auch nicht wirklich gut, teilweise empfand ich den Sound als zu "flach" und blechern, das muss einfach satter und druckvoller rüberkommen.

Das mag jetzt sehr hart klingen, aber als Gratisdownload wäre das Hörspiel okay gewesen, aber es wird zu einem stolzen Preis von 12,95 € angeboten und das hinterlässt nun mal einen sehr faden Beigeschmack. Das bezahlt man für hochkarätige Hörspielproduktionen, aber will der Otto-Normal-Hörer diesen Preis auch für eine Art Projektarbeit bezahlen, die in einem Workshop entstanden ist? Wohl kaum! Als Gratisaktion von der Stadt Hannover wäre das okay gewesen, so wie es die Stadt Hamburg mit den Alsterdetektiven handhabt, aber so wie es hier passiert geht das leider nicht und da werden es die angekündigten weiteren Folgen mehr als schwer haben.

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