Jan Weiler
- Drachensaat -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Bernhard Schades (Jan Weiler) Leben ist ein einziger Scherbenhaufen, der zu einem schweren Aussetzer führt. Das bringt ihn in die Therapiegruppe von Dr. Zens (Matthias Haase), der fest von einer bahnbrechenden Entdeckung überzeugt ist, dem Zens-Sydnrom. Schade hat noch vier Mitstreiter in seiner Gruppe, die ebenfalls darunter leiden sollen, doch was ist das Zens-Sydnrom? Kurz gesagt, die fünf Individuuen haben die Schnauze voll von der Gesellschaft und wollen das mit ihren "Ausrastern" zum Ausdruck bringen. Doch dann passiert etwas, mit dem Dr. Zens sicherlich nicht gerechnet hat, denn die Gruppe entwickelt eine Eigendynamik und marschiert unaufhaltsam in eine Richtung, die so sicherlich eingeplant war. Die Drachensaat ist geboren!

- Meinung -

Wer nach "Liebe Sabine" und "Maria, ihm schmeckt´s nicht!" etwas ähnliches erwartet hat, der ist hier schief gewickelt. Hier wird eine bitterböse Satire serviert, die aber auch nicht mit lustigen Sprüchen geizt, doch hier wird vornehmlich und gekonnt der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten und aufgezeigt, woran es bei uns allen krankt. Die vermeintlichen Krankheiten der Drachensaatmitglieder werden ausgeschlachtet, man drängt in die Öffentlichkeit und Deutschland sucht den Superfreak, Charthits werden veröffentlicht, Bücher werden geschrieben und vieles mehr. Das dürfte den meisten wohl nur zu bekannt vorkommen und Weiler nimmt diesen ganzen Medienquatsch hier gekonnt auf den Arm. Das Ganze hat eine Spielzeit von fast vier Stunden und wird zu keinem Zeitpunkt langweilig, denn man weiß nie, was als nächstes passieren wird, was für Spannung und Faszination sucht und wie der ganze Spaß ausgeht, dürfte wohl niemand vorhersehen. Diese Unberechenbarkeit ist der Schlüssel zum Erfolg dieser Story und das Ergebnis auf 3 CDs kann sich hören lassen.

Bearbeiter und Regisseur Leonhard Koppelmann ist auch bei diesem Weiler-Werk mit von der Partie und die Besetzung hat ebenfalls schon in der einen oder anderen Produktion basierend auf Weilers Geschichten mitagiert. Der Autor ist erneut höchstpersönlich mit dabei und als Erzähler und Hauptcharakter im Einsatz und die Hörerschaft muss keine Angst haben, dass Jan Weiler sein Handwerk nicht versteht, im Gegenteil. Er spricht seinen Text überzeugend, betont gut und spielt auch gekonnt und wie ein Laie wirkt er keinesfalls.

Nun kommen wir zur Untermalung und hier schlägt erneut die grosse Stunde von Konrad Beikircher. Der Mann macht kurzerhand auch mal die musikalische Begleitung für dieses Hörspiel und es kommt das optimale Flair auf, Italien lebt in dieser feinen Produktion! Hier wird die perfekte Stimmung und Atmosphäre erzeugt, wenn Beikircher ein Liedchen anstimmt und auch sonst stimmt in diesem Bereich einfach alles. Hier dürften Talent gepaart mit guter Regie zusammenkommen und eine sehr ordentliche Mischung ergeben, die sprachliche Aussetzer im Kein erstickt. Namhafte Sprecher mischen hier aber auch mit, wie z.B. Annette Frier, die bereits die "Liebe Sabine" gesprochen hat, Matthias Haase spricht begeisternd und begeistert den seltsamen Dr. Zens, Bodo Primus, Edda Fischer und viele weitere sehr gut aufgelegte Sprecher sind ebenfalls mit dabei und wie bisher bei allen Kollaborationen zwischen Weiler und Koppelmann, gibt es auch hier keine Aussetzer.

Die Untermalung fällt schlicht und passend aus, die Geräuschkulisse ist jedenfalls super, man kann sich mühelos die verschiedenen Handlungsorte vorstellen. Dazu kommen dann immer wieder mal Einspielungen, die halt simulieren sollen, dass es sich um einen Werbespot, eine TV-Sendung oder ähnliches handelt. Auch hier wurde somit rundum gut gearbeitet, soundtechnisch ebenfalls eine überzeugende Vorstellung.

Wie eingangs gesagt, das hier ist nichts, was man unbedingt von Jan Weiler in dieser Form erwartet hätte, wenn man an Produktionen wie "Maria, ihm schmeckt´s nicht!", aber genau das macht den Reiz und die gute Unterhaltung aus, es ist mal was gänzlich anderes und ein guter Seitenhieb in die Rippen der Nation. Bravo!

Der Link:
Der Hörverlag

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