Sir Arthur Conan Doyle
- Die Vergessene Welt -
(Ripper Records)

Captain Blitz urteilt:

Professor Challenger (Klaus Sonnenschein) wird für verrückt gehalten, seine Kollegen wenden sich von ihm ab, seine Theorien sind haarsträubend. Oder sollte es sich bei seinen Ausführungen über eine Vergessene Welt voller prähistorischer Wesen doch um die Wahrheit handeln? Um seine Ehre zu retten will Challenger in das Land zurückkehren und dabei ein Team mitnehmen, das unter anderem auch aus einigen Skeptikern bestehen soll, die nichts von seinen wirren Vorstellungen und Erläuterungen halten. Sie werden noch ihr blaues Wunder erleben, denn es geht tatsächlich auf in die Vergessene Welt!

- Meinung -

Diesmal nimmt sich Frank Gustavus einen Klassiker der Abenteuerliteratur vor und es ist "Die Vergessene Welt" von Sir Arthur Conan Doyle. Doyle? Der hat doch den Sherlock Holmes ins Leben gerufen? Stimmt, aber wie schlägt er sich bei einem gänzlich anderem Genre. Gut, wenn man es als Hörer auch gerne mal eine Nummer trivialer mag und das wird eigentlich in allen Bereichen dieser Geschichte deutlich. Reisserische Namen (u.a. Professor Challenger), viel Action, von rätselhaften Fällen, die es zu lösen gilt, gibt es natürlich keine Spur. Hier bietet Doyle also das genaue Gegenteil zu seinem Meisterdetektiv. Dies tut der Handlung keinen Abbruch, auch wenn ich persöchlich deutlich mehr erwartet habe, denn die Story kommt leider irgendwie ohne die grossen Highlights aus. Anfang, Mitte, Ende, das war es dann auch schon. Es gibt keine Szene, bei der man sagen würde "Wow, das war klasse!", was von einer harmlosen Umsetzung und Bearbeitung zeugt. Die Action kommt nicht druckvoll genug rüber, was aber auch noch andere Gründe hat, zu denen ich später komme und selbst durch geschickte, abwechslunsgreiche Szenenwechsel will kein hohes Tempo entstehen. Man lauscht zwar interessiert zu, doch eine Belohnung in Form eines packenden Hörspiels gibt es leider nicht. Eine Reise ohne Höhepunkte!

Glücklicherweise wird hier mal wieder eine Besetzung geboten, die es einfach in sich hat. Altmeister, junge Synchron-Talente, bekannte Stars, die einige Hörspiele bereits hinter sich haben, somit eine Besetzung, die einfach eine erstklassige Leistungen bringen muss und so ist es auch. Hier wird viel Boden gutgemacht und es macht Spass den Stars zu lauschen, die man nicht so oft in Hörspielen hört, z.B. Ronald Nitschke, Friedrich Schönfelder, Timmo Niessner und Jochen Schröder. Ihnen stehen Klaus Sonnenschein (herrlich, als Raufbold-Professor!), Lothar Blumenhagen, Robert Missler, Peter Weis, Jürgen Thormann und viele weitere Sprecher zur Seite und lassen keine Wünsche offen. Friedrich Schönfelder hört man mittlerweile das Alter schon deutlich an, aber er soll halt einen alten Lord darstellen, das passt das schon. Die Aufnahmen des Hörsaal-Publikums hätte man besser anders bewerkstelligen sollen, denn das ging leider gewaltig in die Hose, da die Profis von der Akustik her nicht mal ansatzweise zum Publikum passen. Die Profis haben keinen Hall in ihren Stimmen, das Publikum klingt blechern, was die an sich gute Idee in den Sand setzt. Unterm Strich kann man aber von einem positiven Gesamteindruck sprechen, auch wenn es kleine Ausnahmen gibt.

Jan-Peter Pflug ist wieder für die Musik zuständig und was er auf die Beine stellt hat wieder Hand und Fuss, doch es gibt ein grosses Problem, denn die Klänge sind nicht druckvoll genug. Irgendwie kommen sie flach rüber, farblos, von Wiedererkennungswert keine Spur. Einzeln für sich mögen sie die Szenen zwar passend untermalen, aber der grosse Wurf ist es leider nicht und eine Entwicklung findet seine Fortsetzung, die mit Sven Strickers "Dracula" seinen Anfang nahm. Irgendwie klingen seine Stücke zu experimentell, nicht "straight" genug, leider kommen sie auch zu leise rüber. Im krassen Gegensatz dazu kommen die Geräuche und Effekte von Martin Langenbach schon wie mit einem Vorschlaghammer rüber, das hätte den Musiken auch gut getan. Hier stimmt die Untermalung also leider nicht und gerade darin hat jeder Hörer vermutlich mit die grössten Hoffnungen gesetzt.

Die Aufmachung ist ein richtiges Schmankerl fürs Auge, das Artwork erinnert an vorherige Hörspiele von RipperRecords, Holger Albertini zeigt sich dafür mal wieder verantwortlich. Das Booklet ist also eine wahre Augenweide und es wurde grösstenteils der Daily Gazette nachempfunden.

Ripper Records hat ein Problem und das ist Erfolgsdruck! So gut wie jeder Hörer verlangt von allen Produktionen, dass es sich dabei um das kommende Hörspiel des Jahres handelt, mir geht es nicht anders und vielleicht bin ich gerade deswegen von diesem Werk enttäuscht. Der Stoff an sich gibt aber auch nicht soviel her, als dass man ihn als besonders ergiebig oder komplex bezeichnen kann. Eine triviale Geschichte, die nicht immer souverän in Szene gesetzt wurde, schade. Insgesamt ist dieses Hörspiel befriedigend bis gut zu bewerten, zu mehr reicht es leider nicht.

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