Tony Ballard Nr. 1
- Die Höllenbrut -
(Dreamland Productions)

Captain Blitz urteilt:

Tony Ballard (Thorsten Sense) soll für die Taten seines Vorfahrens büßen, denn Anthony Ballard brachte vor 300 Jahren eine Gruppe von Hexen an den Galgen. Diese kehren nun zurück und sie wollen blutige Rache an einem Ballard nehmen! Da gibt es nur ein gewaltiges Problem, denn wie will der Inspektor die gefährlichen Weibsbilder vernichten? Kann ihm Professor Davies (Klaus Nägelen) dabei helfen oder steht auch er auf verlorenem Posten. Es kommt zum Duell und der Ausgang ist noch ungewiss! Wird dies bereits Tony Ballards letzter Fall sein?

- Meinung -

Da ist es nun, Thomas Birkers Traumprojekt, die Vertonung der Abenteuer Tony Ballards. Was wird geboten? Machen wir uns nichts vor, Heftromankost im Stile John Sinclairs, ob nun Dark Fantasy auf dem Cover steht oder nicht, hohe Literatur darf man einfach nicht erwarten, erwartet wohl aber auch niemand. An und für sich geht der Inhalt aber in Ordnung, auch die Bearbeitung ist zufriedenstellend ausgefallen, doch die Dramaturgieschraube darf noch kräftig angezogen werden, denn das Tempo stimmt gelegentlich nicht. Der Aufbau braucht einfach zu lange, der Mittelteil schleppt sich schon ziemlich daher und am Ende geht es dann Schlag auf Schlag zu, da wäre eine sinnvollere Dosierung angebracht. Wie dem auch sei, sonst bleibt inhaltlich eine typische Einleitungsfolge übrig, die die Charaktere vorstellt und den Hörer mit ihnen vertraut macht, dafür ist dieser Start schon mal ordentlich.

Auf den ersten Blick haut die Besetzungliste einen fast um, nach dem Hören kann man das alles differenzierter betrachten, denn nicht alles was glänzt, ist automatisch auch Gold, leider. So habe ich mich zum Beispiel gefragt, warum an Klaus Dieter Klebsch überhaupt ins Studio geholt hat? Die paar Sätze hätte man sich bei Dreamland dann auch sparen können, denn leider kommt Klebsch kaum zum Einsatz und dafür spricht Torsten Sense zuviel aus der Ich-Perspekte, was auch gerne mal für unfreiwillige Komik sorgt. Da muss die richtige Gewichtung noch gefunden werden. Da wären wir aber auch schon beim Sprecher der Hauptrolle, Torsten Sense. Schön, dass man ihn mal wieder in einem Hörspiel zu hören bekommt, unschön dagegen ist sein Auftritt. Auf mich macht er einen sehr unmotivierten Eindruck und er klingt nur selten, wie er klingen soll, denn ich habe mich desöfteren dabei ertappt, als ich im Inlay nachschaute, ob es sich hier wirklich um Torsten Sense handelt, denn er klingt absolut nicht wie damals und nur selten hört er sich wie bei seinen Einsätzen als deutsche Stimme von Val Kilmer an. Erst gegen Ende fängt er sich und wird besser, was auch gleich die ganze Produktion aufwertet, doch das hätte von Anfang an der Fall sein müssen. Bei den kommenden Aufnahmen sollte man ihn mal richtig in die Regiemangel nehmen und gewaltig Feuer unter dem Hintern machen, das muss einfach besser werden. Weitere Kritik gibt es für den Auftritt Klaus Nägelens, denn bei ihm kommen gleich zwei Probleme zusammen. Zum einen sagt er in fast jedem Satz abschließend "Inspektor" zu Tony Ballard, was ja schön und gut ist, aber muss man dieses Wort dermaßen oft einsetzen? Da hätte man bei der Bearbeitung besser aufpassen müssen, denn es nervt doch gewaltig, dazu kommt dann noch die eigenwillige Aussprache Nägelens, der hier immer wieder "Inschpektor" sagt. Das mag ja ganz nett als eine Eigenart rüberkommen, aber durch den übermäßigen Einsatz des Wortes triebt es mich fast zur Weißglut! Auch wenn das Wiederhören mit ihm großen Spass macht, da hätte sorgfältiger gearbeitet werden müssen. Wer auch an meinen Nerven gezerrt hat, waren die Hexen, da wurde völlig überzogen und überdreht agiert, weniger wäre da definitiv mehr gewesen, ausserdem hätte gerade bei diesen Rollen hochkarätiger besetzt werden können, da wankt die Produktion schon ziemlich. Positiv hervorheben kann man aber die Leistungen von Dorette Hugo, Udo Schenk, Andreas von der Meden, Sascha Draeger, Eckart Dux, Gisela Trowe und vielen weiteren, da wurde sehr sauber gearbeitet, in der Hinsicht kann der Hörer dann durchaus mit dem Gesamtbild zufrieden sein, auch wenn es natürlich noch genug zu verbessern gibt.

Musikalisch ist diese Produktion nicht jedermanns Sache, wobei mir Tom Steinbrechers Klänge durchaus gefallen haben und diese weitestgehend für eine düstere Stimmung sorgen. Sicher, manchmal wäre weniger Gitarre und weniger "retro" sinnvoller gewesen, aber unterm Strich kann ich damit sehr gut leben. Lediglich der Abschluss war völlig daneben, das klang viel zu fröhlich, ich sah Tony Ballard schon in einem rosa Kleid über eine Blumenwiese im Frühling hüpfen, keine schöne Vorstellung. Effekttechnisch geht die Angelegenheit auch in Ordnung, auch wenn sich die Dreamlander noch steigern können.

Das Covermotiv an sich ist ja absolut gelungen, Ugurcan Yüces Werke sind immer wieder eine Augenweide, aber leider sieht das gedruckte Cover dann nicht mehr wirklich schön aus. Was ist da passiert? Vom Layout und Design her eine feine Sache, doch der Druck sieht dann doch ziemlich billig aus, ein weiterer Punkt, an dem gearbeitet werden muss.

Zum einen ist das sicherlich die beste Produktion aus dem Hause Dreamland, aber zum anderen gibt es hier noch gewaltig Luft nach oben, darüber sollten sich die Macher im Klaren sein. In allen Bereichen gibt es auch weiterhin noch genug Möglichkeiten sich zu steigern und das wird hoffentlich auch mit den kommenden Folgen passieren. Das war nun ein zugegebenermaßen recht holpriger Auftakt, aber der Grundstein ist gelegt. Die erste Folge ist durchaus hörbar, es sollte aber niemand einen Knaller erwarten, denn das ist Tony Ballards erster Einsatz nicht.

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