Tina und Tini Nr. 2
- ...stehen vor neuen Rätseln -
(Europa)

Captain Blitz urteilt:

Wer ist der Junge mit dem amerikanischen Akzent, der sich plötzlich mit einer älteren Dame in dem eigentlich leerstehenden Haus eingefunden hat? Diese Frage stellen sich Tina, Tini und Tobbi (Madeleine Stolze, Marlen Krause und Oliver Rohrbeck) und versuchen hinter das Geheimnis zu kommen, denn es scheint tatsächlich eines zu geben, denn warum interessieren sich sonst einige Leute für den kleinen Amerikaner namens Kid Armstrong (Jens Wawrczeck)? Die Kinder wollen hinter das Geheimnis kommen!

- Meinung -

Hach, was waren das noch Zeiten, herrlich naive Kinderunterhaltung aus der Feder Enid Blytons, das zwar mehr oder weniger nach Schema F entstand, aber wen interessiert das schon, wenn sich das Ergebnis hören lassen kann. Ein geheimnisvoller, ausländischer Junge, noch geheimnisvollere Gestalten, neugierige Kinder, ein Haus, das eigentlich leerstehen sollte, das ist einfach Enid Blyton und wer die Geschichten kennt und zu schätzen weiss, der wird sich auch von Anfang an optimal auf diese Art der Unterhaltung einstellen und begeistert sein, ob altbacken oder nicht, das spielt in dem Fall nicht die geringste Rolle. Good old stuff, so wird er kaum noch produziert und Fans stürzen sich erst recht auf die neu aufgelegten Klassiker. Temporeich sind diese Stories nur bedingt, es wird ein behäbiges Tempo gefahren, wenn man die Spielzeit bedenkt, aber es ist auch nur wenig Handlung, die ziemlich gestreckt präsentiert wird. Der Unterhaltung schadet es in keinster Weise, old school entertainment für eine neue Zielgruppe.

Bei der Sprecherliste bekommt der alte Hörspielhase feuchte Augen, garantiert! Heinz Trixner, Volker Bogdan, Karl-Ulrich Meves, Volker Brandt, Marianne Kehlau gepaart mit Oliver Rohrbeck und Jens Wawrczeck in ihren Kinderschuhen, das waren noch Zeiten. Damals spielte der kleine Oliver schon fast alle an die Wand und eigentlich müsste diese Folge "Tobbis Abenteuer mit Tina und Tini" heissen, so dominant präsentiert sich Rohrbeck hier. Wawrczeck muss sich mit einem blöden Akzent abkämpfen, doch das macht er gekonnt und gibt sich dabei keine Blösse. Die beiden Mädels Madeleine Stolze und Marlen Krause waren früher die weiblichen Stützen der Kindersprecher im Hause Europa und beweisen, dass sie ebenfalls mühelos ein Hörspiel in der Hauptrolle tragen können, ganz starke Leistungen hier. Abgerundet wird die Besetzung durch Altmeister und 24/7-Erzähler Lutz Mackensy, der seit eh und je als Erzähler (selbst heutzutage noch!) in Blyton-Hörspielen gebucht ist und äusserst souverän durch die Handlung führt. Man kann diese Produktion gar nicht genug würdigen und es beweist, dass man früher NUR Topsprecher am Start hatte, da war kein Platz für irgendwelche Promis, Lückenfüller und Laien, DAS waren noch Zeiten!

Musikalisch war es damals nicht unbedingt das goldene Zeitalter, das ist sicher. Die Musiken kennt der Hörer grösstenteils von Hanni und Nanni und weiteren Europa-Serien aus den 70ern, die Untermalung ist alles andere als Aufregung, kann als zweckdienlich schnell abgetan werden, auch wenn sich das hart anhören mag, aber das war halt die damalige Zeit. Der Schwerpunkt wurde bei den Sprechern gesetzt, was auch verständlich ist, die Musik wird hier stiefmütterlich behandelt, wenn sie eingesetzt wird, dann ist sie nicht aufdringlich, zweckdienlich, das war es. Das goldene Zeitalter kam erst mit Carsten Bohn, das hier war vor seiner Zeit und man sollte deshalb nicht zuviel erwarten, zumal die Neuauflage sowieso ohne seine Stücke auskommen müsste. Was hier geboten wird geht aber in Ordnung und die Tonqualität an sich ist für heutige Verhältnisse auch nicht verkehrt, von Europa gibt es schlimmere Neuauflagen.

Die gute, alte Zeit, hier wünscht man sie sich doch ab und zu mal wieder, wenn man derartige Hörspiele hört. Gute Unterhaltung für ewig jung gebliebene, ziemlich naiv, einfach ein kurzweiliges, solides Stück Hörspiel, ohne Schnörkel. Wer Enid Blytons Stories mag, der wird auch hier sehr zufrieden sein!

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