Die Strudlhofstiege, im IX. Wiener Bezirk gelegen, ist immer wieder ein beliebter Treffpunkt. Dort kommt es zu Skandalen und Skandälchen, Intrigen werden gesponnen, zarte Bande geknüpft und Liebschaften nehmen ihren Anfang. Die Schicksale einzelner Personen werden genauer beobachtet und über die Jahre verfolgt. Werden sie alle ihr gemeinsames Glück finden oder getrennte und gänzlich andere Wege gehen?
- Meinung -
Heimito von Doderer zeigt hier das Gesellschaftsbild Österreichs Anfang des 20. Jahrhunderts und zu der Zeit wurde aus einer kleinen Liebelei schnell ein Skandal, es geht hier recht harmlos zu, aber damals wurde halt aus jeder Mücke ein Elefant gemacht. Es gab andere Werte, die Einstellungen zu Beziehungen und Affären waren anders und in der Politik und in der Gesellschaft ging es allgemein gänzlich anders zu, als es heutztutage der Fall ist. Die ganze Angelegenheit kommt trotz einer beachtlichen Spielzeit von ca. 262 Minuten relativ kurzweilig und nicht selten auch komisch rüber, einige witzige Szenen sind dabei, andere wiederum sehr schmalzig, aber am Ende überwiegt die Frage, wer sich sowas gezielt anhören möchte oder sollte, der Nährwert darf hier also zurecht hinterfragt werden.
Beim Grossteil der Sprecher scheint es sich um Profis aus Österreich zu handeln, dementsprechend wenig sagen mir die Namen dann leider auch. Das macht aber nichts, da die Leistungen stimmen, hier werden sehr gute Arbeiten abgeliefert, so dass man teilweise sogar meint, dass es sich hier um Originaltondokumente handeln könnte. Ein Österreicher mit klangvollem Namen in Sachen Hörspiel und Synchron ist Erzähler Peter Matic (spricht Sir Ben Kingsley), der wunderbar durch dieses Werk führt, ihm lauscht man einfach immer gerne. Er teilt sich die Arbeit mit Peter Simonischek, der seinen Sache ebenfalls sehr gut macht. Mit Felix von Manteuffel und Leslie Malton sind zwei weitere bekannten Namen mit von der Partie und insgesamt kann die Sprecherriege vollauf überzeugen und da einige mit Akzent sprechen, kommt zusätzlich noch einiges an Lokalkolorit mit ins Spiel.
Dazu tragen natürlich auch die Musiken bei, die eine schöne, leicht verträumte Atmosphäre erzeugen. Ansonsten muss ich sagen, dass die Untermalung relativ karg ausfällt, da wäre sicherlich deutlich mehr drin gewesen, auch wenn es verständlich ist, wenn man den diversen Charakteren die Bühne überlassen möchte. Dennoch wären zusätzliche Musiken und Geräusche keineswegs verkehrt gewesen.
Die Produktion an sich ist gelungen und eine feine Sache, doch die Frage steht natürlich im Raum, wer sich für die österreichische Gesellschaft und die Machenschaften an der Strudlhofstiege interessieren dürfte. Wen sowas interessiert, der kann gerne reinhören, doch einen besonderen Nährwert hat diese Produktion leider nicht, weshalb es mir auch so schwer fällt, sie irgendwem zu empfehlen.
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