Ulrich "Kuli" Kulenkampff (Bjarne Mädel) heuert im Call-Center an und er bekommt gemeinsam mit seinem neuen Kollege Paul Uhlenbrock (Florian Lukas) ein seltsames Gespräch mit. Ist die Frau am anderen Ende etwa ermordert worden und die beiden sind nun Zeugen? Oder ist die Sache ganz anders abgelaufen? Paul und Kuli finden heraus, wo die Frau wohnt und machen sich auf den Weg zu ihr, doch genau dieses Unterfangen befördert sie immer tiefer in den Schlamassel. Und was hat der Politiker Henning Bürger (Stephan Schad) mit der ganzen Sache zu tun?
- Meinung -
Ivar Leon Menger hat sich Sven Strickers "Böses Ende" geschnappt und bei seinem Label Psychothriller GmbH untergebracht und diese "Hörspiel-Ehe" scheint aufzugehen. Stricker zeichnet sich diesmal sogar als Autor verantwortlich und auch das funktioniert, er hat eine feine, mit Wendungen versehene Krimi-Komödie verfasst, die einig spannende und komische Momente zu bieten hat. Die Gratwanderung, denn als solche empfinde ich diesen Genremix, funktioniert und geht absolut auf, denn wie gesagt, alles um die eigentliche Tat herum ist spannend inszeniert worden und man fragt sich, wer denn nun aus welchem Motiv dafür verantwortlich ist und was noch so alles hinter der ganzen Angelegenheit steckt. Eine sehr facettenreiche Story, die trotz des humorigen Einschlags, der aus einer Menge Wortwitz besteht, nie albern wirkt oder ins Lächerliche abdriftet. Somit beweist Sven Stricker eindrucksvoll, dass er es auch als Autor auf dem Kasten hat, inhaltlich ist "Böses Ende" schon mal ein Volltreffer. Eine Sache ließ mich aber nicht mehr los, nämlich ein Vergleich, an welches Werk mich dieses Hörspiel von der Handlung her erinnert hat und das ist "Plan B", das Fans von Ivar Leon Menger kennen dürften. Auch dort spielte ein Politiker eine wichtige Rolle und es ging kriminell zu, von daher könnte man "Böses Ende" auch als "Plan B 2 in lustig" bezeichnen, wenn man denn unbedingt Schubladen und Vergleiche benötigt.
Wenn Sven Stricker ins Studio bittet, dann kann man davon ausgehen, dass absolute Könner zu hören sein werden und das ist hier auch der Fall. Stricker hat "seine" Sprecher hier eingesetzt, jedenfalls sind viele mit von der Partie, die man auch immer wieder mal in seinen anderen Produktionen zu hören bekommt. Das ist keine Überraschung, sondern fast schon eine logische Konsequenz, denn man arbeitet halt immer wieder gerne mit den Schauspielern und Sprechern zusammen, die man am besten kennt, mit denen die Arbeit am meisten Spaß macht, man weiß was man von ihnen verlangen kann, was sie selber mitbringen und zu bieten haben. Als kongeniales Duo in den Hauptrollen hören wir Bjarne Mädel und Florian Lukas und wer jetzt denkt "Na klar, der kleine Mann!", der hat Recht, denn auch dort durfte man die beiden schon bewundern, allerdings im TV. Hier mischen die beiden als Call-Center-Agenten mit und das machen sie wirklich klasse und ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass ihnen die Rollen auf den Leib geschrieben worden sind. Mädel spricht den doch recht tüdellig-trotteligen "Kuli" Kulenkampff (ja, wie der Showmaster!) erstklassig und absolut glaubwürdig und er bringt sich gerne mal von einer brenzligen Situation in die nächste, die Ausreden scheitern, die Lügen türmen sich auf und irgendwie mogelt er sich immer wieder durch. Ganz anders dagegen Florian Lukas´ Einsatz als Paul Uhlenbrock, der schon eher den ausgebufften Typen raushängen lasst und einen Plan hat, auch wenn dieser nicht immer zu 100% bombensicher ist. Er bringt eine gewisse Coolness mit in die Rolle und auch er hinterlässten einen hervorragenden Eindruck, ein toller Auftritt und das Zusammenspiel mit Bjarne Mädel stimmt. Das gilt aber im Prinzip auch für den Rest der Truppe, egal wer hier auftritt. Kerstin Draeger als Blumenladenbesitzerin Bettina Rudolph, die kein Wässerchen trüben kann und recht unscheinbar wirkt, Ulrike C. Tscharre als Opfer, die sehr intensiv und mitreißend um Hilfe ruft, Stephan Schad als glatter Politiker Henning Bürger, der dann doch nicht so glatt zu sein scheint, Lutz Herkenrath als Call-Center-Chef Kletzke, Gerd Baltus als Kommissar Bernauer, der Dienst nach Vorschrift macht und gerne raucht, Mareike Fell als Lisa Gerhard und Felix von Manteuffel als aufbrausender Anrufer, der aber nicht unbedingt Teil des Hörspiels ist, aber trotzdem einen sehr amüsanten Auftritt zu verzeichnen hat. Eine tolle Riege, die unter Sven Strickers Regie sehr intensive und packende Darbietungen abliefert und nicht mal ansatzweise Anlass zur Kritik gibt. Man merkt hier halt ganz deutlich, dass alle mit ganzem Herzen bei der Sache waren und ihnen das Projekt großen Spaß bereitet hat!
Kay Poppe ist der Mann für den guten Ton, Musik und Sounddesign stammen von ihm und was soll man sagen, er macht seine Sache absolut ordentlich bzw. eigentlich mehr als das. Bei einer derartigen Geschichte ist es schon schwierig, für die passende Stimmung zu sorgen, denn bedient man eher den Comedyteil oder dann doch eher die ernste Seite, also das Krimigenre? Auch in dieser Hinsicht gelingt die Gratwanderung, Kay Poppe findet den Mittelweg und geht diesen konsequent und gleichzeitig drängt sich die Untermalung nicht in den Vordergrund, sorgt aber stets dafür, dass eine ganze Atmosphäre entsteht, die dazu auch noch sehr dicht ist. Alles in allem ein "job well done", anders kann man das nicht nennen.
Ivar Leon Menger musste als Designer scheinbar selbigen wieder raushängen lassen und das ist auch gut so, denn das Mediabook, in einem solchen wird das Hörspiel präsentiert, ist eine Augenweide. Zum einen ist das Cover aufgrund der Farbgebung schon ein Hingucker und die beiden prominenten Sprecher sind auch dementsprechend vertreten, zum anderen findet man alle Sprecher auch sehr schön gefeatured im Inntenteil wieder, jeder von ihnen bekommt eine eigene Seite mit einem ansprechenden Foto präsentiert. Somit ist diese Produktion nicht nur was für die Ohren, sondern auch für das Auge.
Ich bin dafür, dass Sven Stricker sich so schnell wie möglich an die Arbeit macht und eine weitere Geschichte verfasst, die er dann auch selber wieder umsetzt. Er kann es auch als Autor, das beweist dieses Hörspiel eindeutig und in Sachen Umsetzung muss man sich bei ihm sowieso keine Sorgen machen. Tolle Story, erstklassig umgesetzt und dazu noch von einem sympathischen Label verlegt, hier stimmt es in allen Belangen. Wer hier nicht zugreift, der ist kein Hörspielfan, so einfach ist das!
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