In der Oberstadtgasse ist immer was los, das gutbürgerliche Leben hat immer ein paar Überraschungen und einige Aufregungen zu bieten. Die Oberstadtgasse liegt mitten in der Zürcher Altstadt und hier gibt es alle möglichen Arten von Menschen. Die lästernden und schwatzhaften, die ehrlichen und tugendhaften, die ruhigen und gemütlichen und viele mehr, aber langweilig ist es in der Oberstadtgasse nie, dafür sorgen die unterschiedlichen Bewohner schon. Die gute Seele, die die Straße zusammenhält, ist der Postbote Jucker (Schaggi Streuli), ohne den vermutlich gar nichts gehen würde!
- Meinung -
Auch die Schweiz hatte ihre Straßenfeger im Radio, für die Schaggi Streuli nicht gerade selten verantwortlich war, "Oberstadtgasse" ist jedenfalls schon sein drittes Werk, das die Straßen in der Schweiz damals leergefegt hat. Was wird hier geboten? Eine Art Schweizer "Lindenstraße" der 50er, alles geht recht gemütlich und beschaulich zu, die Aufregungen resultieren natürlich vornehmlich aus bürgerlichen Problemchen und kleinen Streitigkeiten. Man könnte auch sagen, dass es sich hier um eine Soap der 50er in Schweizer Mundart handelt. Für das Hören in einem Rutsch vielleicht etwas zu üppig, über 7 Stunden Spielzeit sind schon ein ordentlicher Brocken, als damaliges Wochenserial vermutlich gerade lang genug. Wie dem auch sei, wer sich für eine Serie im Stile der "Lindenstraße" begeistern kann und beschauliche Possen mag, der ist hier an der richtigen Stelle.
Das "Problem" ist natürlich die Mundart, die einigen Hörern, vor allem denen in Deutschland, schwer zu schaffen machen dürfte. Darauf sollte man sich aber vorher einstellen und sich im Klaren darüber sein, dass es hier halt sehr authentisch und glaubwürdig zugeht, von daher ist die Schweizer Mundart eigentlich genau richtig. Die Darbietungen sind allesamt sehr authentisch und überzeugend, ich hatte im Prinzip die gesamte Spielzeit über das Gefühl, als würde es sich hier "nur" um den O-Ton eines Filmes handeln oder jemand hätte ein Mikro in eine Bühnenaufführung gehalten. Der Autor Schaggi Streulig mischt auch selber mit und hat sich gleich die Rolle des Postboten auf den Leib geschrieben, aber er kennt seine Charaktere natürlich auch am besten und von daher ist es sinnvoll, dass er hier der "Kitt" ist, der alle Personen zusammenhält. Die Leistungen aller Sprecherinnen und Sprecher sind wirklich klasse, herauspicken möchte ich eigentlich niemanden, insgesamt eine sehr überzeugende Sache.
Typisch für ein Hörspiel aus dieser Zeit gibt es vornehmlich nur eine Geräuschkulisse, die aber auch eher dezent ausfällt und das Notwendigste präsentiert, dennoch kann man sich ohne Probleme alle Szenen und Handlungen vorstellen und man weiß stets, was da eigentlich gerade alles passiert. Von daher gute Arbeit, man muss einfach nur das Alter der Produktion bedenken, damals war eine pompöse und epische Untermalung nicht an der Tagesordnung. Dafür, dass das Hörspiel schon deutlich über 50 Jahre auf dem Buckel hat, ist die Tonqualität aber wirklich klasse, da gibt es nichts zu beanstanden.
Nicht nur die Deutschen hatten ihre Straßenfeger, sowas gab es auch in der Schweiz und ich bin mir sicher, dass diese CD-Auflage dort sehr gut ankommen wird. In Deutschland dürfte es aufgrund der Schweizer Mundart eher schwierig werden, aber auch hier dürfte sich der eine oder andere Freund klassischer Hörspielunterhaltung finden lassen.
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