Simplicius Simplicissimus Teutsch (Hans Clarin), ein Einfaltspinsel wie er im Buche steht, wird durch bestimmte Umstände hinaus in die Welt gespült, um dort Abenteuer zu erleben und einiges zu lernen, vor allem über das Leben selbst. In den Wirren des 30jährigen Krieges zieht er umher und trifft die unterschiedlichsten Leute, er lernt aufgrund seiner imensen Neugier immer mehr und das bringt ihn in Kombination mit seiner naiven und feisten Art weiter nach oben. Ob Jäger, Hoffnar oder weiser Mann, er zeigt der damaligen Gesellschaft auf, wie es um sie bestellt ist.
- Meinung -
Ein Literaturklassiker in einer Hörspielbearbeitung vom WDR aus dem Jahre 1963 und hier wird einiges geboten. Mal humorig, mal ernst, dann wiederum mit den Zügen eines Dramas, aber insgesamt eine sehr stimmige Angelegenheit, die Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen im 17. Jahrhundert verfasst hat. Die Umsetzung wird dem Werk gerecht, denn sie fällt sehr opulent und pompös aus, 6 CDs mit einer satten Spielzeit von über 400 Minuten. Längen sucht man aber vergeblich, was ich ziemlich beeindruckend finde, da stimmt das Zusammenspiel zwischen Inhalt und Bearbeitung und trotz des Alters der Vorlage und auch der Produktion, kann dieses Werk heutzutage noch gut unterhalten, wenn man eine Vorliebe für augenzwinkernde Mittelaltergeschichten hat.
Die Besetzung ist grandios und man bekommt hier einen sensationell aufgelegten Hans Clarin in der Hauptrolle zu hören, der hier mit eine der besten Arbeiten seiner Karriere abgeliefert hat. Vom einfältigen, naiven und jungen Simpilicus hin zum erwachsenen, erfahrenen und weisen Simplicissimus Teutsch, das ist eine Wandlung, die Clarin hervorragend rüberbringt und ihm über die gesamte Distanz zu lauschen ist ein wahrer Genuss. Doch nicht nur überzeugt auf voller Linie, sondern auch die bekannten Mitstreiter und Kolleginnen, da fällt wirklich niemand negativ auf oder bringt seine Rolle nicht gut rüber. Dazu kommt noch, dass man hier absolute Könner und Legenden in jungen Jahren zu hören bekommt, unter ihnen z.B. Rolf Schult, Bodo Primus und weitere, also wirklich eine feine Angelegenheit, durchweg toll besetzt und einfach sehr angenehm anzuhören.
Von der musikalischen Seite her nicht sonderlich üppig untermalt, was aber wohl am Alter der Produktion liegt, früher wurde recht sparsam mit der Untermalung gearbeitet. Hier und da ein paar Stücke, die von einer Militär- oder Schützenkapelle stammen könnten und es wird vornehmlich mit Geräuschen und Effekten gearbeitet, die aber gut eingesetzt werden und die passende Stimmung erzeugen.
Ein weiterer toller Klassiker, den Schall & Wahn hier für Random House Audio aus den Archiven des WDRs geholt hat, eine unterhaltsame und ungewöhnliche Produktion, die von Anfang bis Ende überzeugen kann und Freunde alter Radiokunst sicherlich gefallen dürfte.
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