Die schwarze Sonne Nr. 1
- Das Schloss der Schlange -
(Lausch)

Captain Blitz urteilt:

England Ende des 19. Jahrhunderts, das genau Jahr ist 1885. Adam Salton (Christian Stark) kehrt in sein Heimatland zurück, doch so heimatlich und ruhig geht es nicht gerade zu, denn ein alter Feind seines Vaters sorgt für Probleme. Er will anscheinend einen alten Kult zu neuem Leben erwecken und geht dabei über Leichen, sein nächstes Opfer hat er auch schon ausgewählt. Wird Adam das Grauen abwenden können oder steht er auf verlorenem Posten? Alles deutet darauf hin, dass dies Adams letzter Kampf sein wird...

- Meinung -

Lausch schickt die zweite Serie ins Rennen und dabei handelt es sich um eine Grusel-Fantasy-Reihe, die sehr frei Motive Bram Stokers in ein eigenständiges Produkt verwandelt und das hat es gewaltig in sich. Temporeich, wuchtig und gewaltig kommt der Start der neuen Reihe daher und um den Grusel-Freund ist es umgehend geschehen. Interessante Charaktere, eine fortlaufende Story, Tempo, Spannung, Grusel, alles drin, alles dran was der geneigte Hörer braucht, um sich exzellent unterhalten zu fühlen. Die Befürchtungen, dass es sich hier wieder um eine Reihe handelt, die massenweise Fragen, aber keine Antworten bietet, kann ich nicht bestätigen, denn es mag schon sein, dass es hier einen grossen Handlungsrahmen gibt, doch offene Fragen gibt es kaum, nahezu alles wird beantwortet, die Folge ist größtenteils in sich abgeschlossen, alle Charaktere werden ausreichend vorgestellt und somit kann sich der Hörer voll und ganz auf die Handlung konzentrieren ohne dass er sich den Kopf über unzählige Ungereimtheiten zerbricht. Storytechnisch wird hier also schon der richtige Weg eingeschlagen und man ist jetzt schon gespannt, wie es wohl mit Adam Salton und Co. weitergehen wird.

Ui, Christian Stark in einer Hauptrolle, wer hätte das gedacht? Widmete man sich bei "Caine" eher den Berliner Sprechern, so hat man hier lieber Hamburger Profis eingesetzt und mit Christian Stark einen heftigen Volltreffer gelandet, denn er füllt die Rolle des Adam Salton lebhaft aus, hängt sich richtig rein und zeigt, was er drauf hat. Ihm steht ebenfalls ein alter Bekannter zur Seite und das ist niemand geringerer als Achim Schülke, der schon seit Ewigkeiten in unzähligen Produktionen zu hören ist, er kennt das Geschäft und lässt sich die Butter mit einer blitzsauberen Darbietung nicht vom Brot nehmen. Zwei Namen, die mir eher weniger sagten, aber dafür umso bemerkenswertere Leistungen bringen. Harald Halgardt und Michael Prelle sorgen für Aufsehen und ihre Namen sollte man sich notieren und im Auge behalten, da beide sehr markante Stimmen und reichlich Talent haben. Hoffentlich kann man beide so schnell wie möglich wieder hören. Bis auf wenige Ausnahmen (u.a. Günter Merlau persönlich, er ist halt kein Profi) kann man mit der Darbietung aller sehr zufrieden sein, das ist grosses Hörkino und auch die Regie stimmt, mehr geht schon fast nicht mehr.

Pompöse, druckvolle und verdammt düstere Klänge erzeugen mühelos die perfekte Atmosphäre für diesen Grusel- und Fantasy-Kracher, doch für mich machen diese Stücke auch gleichzeitig das "Manko" aus, das für einige Hörer aber nicht im geringsten eines sein wird. Mich stört es, dass viele Stücke bereits bei John Sinclair verbraten worden sind und man sich hier eindeutig bei einer Archiv-CD mit vorgefertigten Hollywood-Sounds bedient. Man geht also mehr oder weniger den einfachsten Weg und wählt passende Klänge aus, was eine starke Atmo garantiert, aber wenig Selbstständigkeit vorzeigt. Wichtig ist aber das Ergebnis und das stimmt halt, die Handlung kommt äusserst plastisch rüber, das Flair ist nahezu perfekt.

Das Booklet und die gesamte Aufmachung verdienen ein Sonderlob, da hat man einiges investiert und das Resultat kann sich sehen lassen, denn sowas muss man gesehen haben. Für viele Label ist die Aufmachung scheinbar nur ein Zwang und es wandert nicht unbedingt viel Arbeit in dieses doch nicht zu unterschätzende Element einer Produktion, doch bei Lausch hat man sich sehr viel Mühe gegeben und ein wunderschönes, stimmungsvolles Design auf die Beine gestellt, ein echter Hingucker!

Wow, zwei Serien, zwei Kracher, Lausch legt los! Leider gibt es da nur ein kleines Problem und das ist der Veröffentlichungs-Rythmus, denn der kommt dem Tempo einer Schnecke gleich. Die zweite Folge erscheint erst im Herbst und bis dahin kann noch einiges passieren und wer wird sich dann noch an die schwarze Sonne erinnern? Auch wenn die Qualität nahezu unglaublich ist und einige offene Münder hinterlässt, so sollte man sich überlegen nicht doch schneller weitere Folgen nachzulegen, damit die Hörer weiter an diese Serie gebunden werden. Fakt ist jedoch, dass diese Folge eine Granate ist und Lausch nun schon zwei Volltreffer gelandet hat. So darf es ruhig weitergehen und zwar so schnell wie möglich!

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