Eric-Emmanuel Schmitt
- Das Kind von Noah -
(Der Audio Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Belgien zur Zeit des 2. Weltkriegs, das Land ist von den Deutschen besetzt worden. Der siebenjährige Joseph (Lukas Schreiber) weiß nicht wie ihm geschieht, er versteht den ganzen Wirbel um den jüdischen Glauben nicht, warum er von seinen Eltern getrennt wurde und wieso man ihm einen neuen Namen gegeben hat. Er wächst nun in der "Gelben Villa" bei einem Pfarrer auf, Pater Pons (Martin Reinke) versteckt Joseph vor der Gestapo. Kann der Pater den Jungen beschützen?

- Meinung -

Eric-Emmanuel Schmitt scheut sich nicht vor ernsten und harten Themen, das beweist dieses Werk äußerst eindrucksvoll. Nazizeit und Judenverfolgung werden hier thematisiert und Schmitt gelingt es trotzdem, die für seine Werke typische Veträumtheit, aber auch Traurigkeit unterzubringen. Gleichzeitig geht es auch um Glaubensfragen und Gott und Religion spielen bei Schmitt im Prinzip immer eine Rolle und das Wirrwarr, welche Religion denn nun die richtige ist, wird gut dargestellt. Kritische Töne, aber auch schöne Unterhaltung, trotz des harten und düsteren Settings, das ist eine Gratwanderung, die dem Autor hier wunderbar gelingt. 74 Minuten Gefühlsachterbahn, sehr facettenreich und kurzweilig erzähl, inhaltlich ein gelungenes Werk.

Norbert Schaeffer stand für diese Produktion eine sehr talentierte Sprecherriege zur Verfügung und das ist bei Schmitts Geschichten auch sehr wichtig, denn derartige Stoffe lassen sich sicherlich nicht so einfach umsetzen und runterkurbeln. Da braucht man schon eine Gruppe erfahrener Schauspieler und Sprecher, die Handwerk absolut verstehen, ein sehr gutes Casting und das richtige Gespür für die Handlung. Mit Ernst Jacobi hat man einen Routinier und Veteran für den Erzählergeposten gefunden, der weiß was er zu tun hat und einen erstklassigen Job macht. Mit Lukas Schreiber ist ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent in der Hauptrolle zu hören und er spricht den Moses wirklich klasse und es ist doppelt beachtlich, da gute Nachwuchssprecher schwer zu finden sind, hier ist es gelungen. Martin Reinke ist als Pater Pons im Einsatz und genau wie seine zahlreichen Kolleginnen und Kollegen macht auch er einen sehr guten Job, da gibt es nichts zu beanstanden. Das gilt auch für Irina Wanka, Walter Gontermann, Wanja Mues, Christian Tasche, Bert Stevens, Thomas Franke und einige mehr, eine in sprechertechnischer Hinsicht rundum gelungene Produktion.

Die Untermalung ist gut und passend, fällt aber eher dezent aus. Es muss auch nicht immer pompöser Sound sein, schon gar nicht bei einer derartig angelegten Geschichte. Peter Dicke sorgt am Flügel für den richtigen Klang, den diese Story braucht und dürfte damit auch den Ton treffen den sich der Autor vorgestellt hat.

Mit den andern Werken Schmitts möchte ich diese Geschichte nicht unbedingt vergleichen, da sie anders angelegt ist, auch wenn gewisse, für den Autor typische, Elemente mit im Spiel sind. Alles in allem eine traurige, bedrückende und schöne Produktion, die ich empfehlen kann.

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