Roger Schmelzer
- Die besten zehn Sekunden meines Lebens -
(argon)

Captain Blitz urteilt:

Was wäre wenn? Sollte sich Chris Mackenbrock diese Frage überhaupt stellen? Eigentlich schon, denn damals hatte er eine sehr große Chance, beliebt, sportlich, cool und schlank zu werden, nämlich als ihm im Frühjahr 1983 ein Klassenkamerad anbietet mit ihm laufen zu gehen. Doch Chris lässt diese Chance verstreichen, er ist alles andere als cool und eher dick, so hat er bei seiner großen Liebe Kathleen keine Chance. Doch wird sich das alles nach über 20 Jahren ändern? Dann bekommt er nochmal eine Chance, aber wird er sie diesmal nutzen?

- Meinung -

Roger Schmelzer hat eine Geschichte geschrieben, die sich nur schwer in eine Schublade packen lässt. Wer hier den trendigen Deutsch-Klamauk erwartet, wie er gerne zentnerweise in die Läden, TVs und Kinos gepumpt wird, der täuscht sich gewaltig. Viel mehr bedient sich Schmelzer in mehreren Genre-Töpfen und es entsteht dabei eine unterhaltsame, teilweise witzige, aber teilweise auch ernste Angelegenheit, es wird mit einer ganzen Reihe von Emotionen gespielt. Das Leben von Chris Mackenbrock wird in den wichtigen Phasen beleuchtet und die titelgebenden Sekunden kommen nicht nur einmal vor, ob und wie er die Chancen nutzen wird, erfährt man auf 4 CDs mit einer Spielzeit von ca. 313 Minuten und davon ist keine Sekunde langweilig. Doch wie gesagt, das ist hier nicht als Gagfeuerwerk ausgelegt, es wird eher die ausgewogene und glaubwürdige Geschichte eines Lebens erzählt und wer sowas mag, der wird sich sicherlich gut unterhalten fühlen.

Oliver Kalkofe ist der Erzähler und er macht seine Sache recht gut, denn die große Erfahrung hat er in Sachen Hörspiel und Hörbuch noch nicht und dafür kann man seinen Auftritt hier ohne große Beanstandungen durchwinken. So wie er erst reinfinden muss, muss sich die Hörerschaft an seine Darbietung gewöhnen, doch das gibt sich mit der Zeit und dann kann mit Kalkofes Leistung absolut und ohne Probleme leben. In Zukunft wird er sicherlich noch besser werden und mehr Intensität in seine Performance kommen, doch was hier geboten wird ist schon mal ordentlich.

Ein paar unterstützende Musiken und Geräusche hätten sicherlich nicht geschadet, es lässt sich aber dennoch verschmerzen, dass hier keine Hilfsmittel aus dieser Richtung zum Einsatz kommen. Unzählige Lesungen kommen ohne eine derartige Inszenierung aus, da lege ich diesem hier den Umstand bestimmt nicht als Manko aus.

Mitt- und Enddreißiger dürften sich gut mit Chris Mackenbrock identifizieren können und sich hier wiederfinden. Mal ernst, mal schräg und witzig, aber stets glaubwürdig und unterhaltsam. Eine Geschichte zum Zurücklehnen und Nachdenken, aber auch zum Lachen, von allem etwas. Durchaus empfehlenswert!

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