Wer ist Jane Charlotte oder sollte man eher fragen, was sie ist? Ist sie krank? Lügt sie oder entsprechen ihre seltsamen Ausführungen doch der Wahrheit? Sie berichtet von einer Geheimorganisation, die auf der Welt mit bösen Menschen aller Art aufräumt und sie aus dem Weg räumt. Dann gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, dass Jane einfach vollkommen verrückt ist und alles erfunden hat. Doch kann man derartig ausgefallene Erläuterungen überhaupt erfinden?
- Meinung -
Nicht nur vom Titel her erinnert mich Matt Ruffs Werk ein wenig an "12 Monkeys", denn es geht ähnlich abgefahren und surreal zu. Bis zum Ende weiss der Hörer nicht, ob die Story, die Jane Charlotte erzählt nun stimmt oder nicht. Daraus bezieht die Geschichte ihren grössten Reiz, ansonsten wird ein sehr wilder und teilweise abstruser Genremix irgendwo zwischen Thriller, Krimi und stellenweise sogar Sci-Fi geboten. Hört sich verrückt an? Ist es auch! Das Hauptproblem ist wohl eher die Gratwanderung, die Ruff nicht so ganz gelingen will, denn auf der einen Seite hätte ich mir eine bodenständigere Handlung und vor allem auch Auflösung gewünscht, auf der anderen Seite musste Ruff auch was Besonderes bringen, damit sich dieses Werk von anderen abhebt. Inhaltlich war mehr drin, aber was geboten wird ist schon ziemlich unterhaltsam.
Um die ganze Angelegenheit auch schön unterhaltsam zu gestalten, hat man gleich zwei Sprecher und eine Sprecherin ins Studio und die haben einiges auf dem Kerbholz. Das Dreigestirn besteht aus Jasmin Tabatabai, Heikko Deutschmann und Oliver Brod, die allesamt wirklich gute Arbeit machen, wobei Jasmin Tabatabai den Löwenanteil zu bewältigen hat und das erstklassig meistert. Heikko Deutschmann hat deutlich weniger Text, doch wenn er in Erscheinung tritt, dann haut er auch eine starke Performance raus. Am wenigsten muss Oliver Brod tun, was schon schade ist, da er durchaus überzeugt, aber seine Auftritte kaum ins Gewicht fallen. Unterm Strich kann man mit den dargebotenen Leistungen sehr zufrieden sein.
Wäre jetzt noch Musik dabei gewesen, dann wäre die Produktion ein richtiger Knaller geworden, doch dem ist leider nicht so. Schade, aber das wäre das Sahnehäubchen gewesen, aber so muss man mit "nur" drei Sprechern leben, was ja auch schon ganz nett ist und vor allem durch Frau Tabatabais Leistung gewinnt die Produktion an Atmosphäre.
Wer nicht unbedingt eine plausible und glaubwürdige Story braucht und sich gerne mal surreale und seltsame Werke gibt, der ist hier genau richtig, denn die abgefahrene Geschichte aus Matt Ruffs Feder bietet reichlich komische Momente und Situationen und wird erstklassig vorgetragen. Nichts für Ottonormalhörer!
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