Atiq Rahimi
- Erde und Asche -
(HörbucHHamburg)

Captain Blitz urteilt:

Dastagir lebt in Afghanistan, es herrscht Krieg, sein Enkel ist seit einem Bombenangriff taub. Gemeinsam macht man sich auf den Weg, denn man hat eine unangenehme Aufgabe zu erfüllen. Dastagir muss zu seinem Sohn, der in einer Mine arbeitet, denn es gilt schlechte Nachrichten zu übermütteln. Das Heimatdorf ist bei dem letzten Angriff zerstört worden, Frau und Mutter sind dabei ums Leben gekommen. Wie wird Dastagirs Sohn mit dieser Nachricht umgehen? Welchen inneren Konflikt trägt Dastagir mit sich selbst aus?

- Meinung -

An Atiq Rahimis Werk an sich gibt es nichts auszusetzen, denn das hier ist eine ergreifende, mitreißende und traurige Geschichte, da muss man sich nichts vormachen. Mich stört eher die Umsetzung und Bearbeitung, die anscheinend ein Kunstspektakel aus der Handlung machen will, was meiner Meinung nach der völlig falsche Ansatz ist. Die Realität ist brutal genug und die hätte man hier unverfälscht transportieren sollen, ohne die Kunstschiene zu fahren, denn diese Art der Umsetzung verschleiert die wahren Probleme. Dastagirs Odyssee kommt hier eher wie ein Fiebertraum rüber, was ja im Prinzip gar nicht so verkehrt ist, bringt es eine gewisse Surrealität mit ins Spiel, doch es geht hier um die Schrecken des Krieges, die so real wie möglich dargestellt werden sollten, was leider nicht der Fall ist. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Spielzeit für eine derartige Geschichte nicht ausreicht und gerade 54 Minuten einfach zu wenig sind. Auf der anderen Seite gilt dies aber auch nur für den Fall, dass der Stoff adäquat umgesetzt worden wäre, von daher kann ich dann wiederum mit der kurzen Spielzeit leben.

An den Sprechern oder ihren Leistungen liegt es mit Sicherheit nicht, dass das Hörspiel nicht ganz so gut rüberkommt, wie man es wohl gerne gehabt hätte. Die Riege fällt zwar nicht sonderlich groß aus, wobei hier seltsamerweise einige der Sprecher Doppelrollen sprechen müssen, warum auch immer. Somit wäre die Liste durchaus länger ausgefallen, wäre jede Rolle auch mit einem eigenen Sprecher besetzt worden. Wie dem auch sei, die Leistungen sind klasse und darauf kommt es letztendlich auch an, was aber wiederum kein Wunder ist, weil hier Könner wie Ernst Jacobi, Horst Sachtleben und Hüseyin Michael Cirpici mitmischen. Regisseur und Bearbeiter und Thomas Gerwin setzt diese auch sehr gut ein, lediglich bei Gunda Aurich, die als Yassin auftritt, wird es leider übertrieben und die Rolle fällt sehr nervig aus und man möchte sich die Ohren zuhalten. Mag sein, dass diese Rolle bewusst so angelegt worden ist, doch für meinen Geschmack war es eindeutig zuviel des Guten.

Gerade die Untermalung ist schuld daran, dass diese Produktion wie auf Kunst getrimmt klingt. Es wird nämlich kein Wert darauf gelegt, dass hier alles absolut echt und realistisch klingt, die "große Kunst" steht im Vordergrund. So wird hier vornehmlich auf seltsame Klänge gesetzt, zum Beispiel hört man sehr oft, ja nahezu sogar permanent, ein nerviges Schleifen, wie Stein auf Stein. Ob man damit Wüstenatmosphäre erzeugen will, kann ich nicht genau sagen und falls doch, so geht das Experiment nicht auf.

Schade, denn das hier ist eine ehrenwerte Aufgabe, die sich die Macher vorgenommen haben, doch meiner Meinung nach tut man sich selber keinen Gefallen damit, dass man hier lieber Kunst machen will und weniger ein richtig gutes und mitreißendes Hörspiel. Wer sich dennoch für das Leben im kriegszerrütteten Afghanistan interessiert, der soll dann halt ein Ohr riskieren, aber auf gar keinen Fall sonderlich viel erwarten.

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