Mark (Florian Lukas) wacht nach einem schweren Autounfall auf und findet nur langsam wieder in die Spur. Seine Schwester Karin (Annett Renneberg), die sich in dieser Zeit fürsorglich um ihren Bruder gekümmert hat, bekommt von Mark aber nicht die Reaktion, die sie erwartet hat. Er hält sie für eine Feindin, eine böse Doppelgängerin seiner Schwester, die Ursache ist das "Capgras-Syndrom", unter dem Mark nun leidet. Wird er jemals wieder gesund werden und sich von den Folgen des Unfalls erholen oder muss seine Schwester mit einem Bruder leben, der sich immer mehr von ihr entfernt und sich in paranoiden Verschwörungstheorien verliert?
- Meinung -
Zunächst beginnt Richard Powers´ Werk sehr spannend und mysteriös, die Hörerschaft will wissen, was hinter Marks Unfall steckt, ob seine dubiosen Freunde etwas damit zu tun haben oder des Rätsels Lösung in der Fleischfabrik zu finden ist, in der die drei arbeiten. Im Endeffekt dreht sich dann aber alles nur um das "Capgras-Syndrom" und dessen Auswirkungen auf Marks Verhalten und das gestörte Verhältnis zu seiner Schwester. Das ist auch das große Problem, denn ungefähr ab der Hälfte bricht die zunächst spannende Geschichte weg und plätschert nur noch vor sich hin. Dadurch kann man sagen, dass eine sehr gute erste Hälfte und eine durchwachsene zweite geboten werden, wodurch die Story immer noch als solide durchgewunken werden kann, doch leider haben Powers als Autor und Fabian von Freier als Bearbeiter und Regisseur einiges an Potential verschenkt.
Das wird in sprechertechnischer Hinsicht aber wiederum voll ausgeschöpft. Die Besetzungsliste liest sich die stark, die Leistungen sind es auch und einige bekannte Namen mischen hier ebenfalls mit. Florian Lukas bringt den Prozess, den Mark durchmacht, erstklassig rüber und Annett Renneberg, deren Name mir zunächst gar nichts sagte, liefert ebenfalls eine starke Darbietung ab. Im Prinzip gilt dies aber für alle Sprecherinnen und Sprecher, die hier mitmischen, denn Ausfälle gibt es keine. Simon Roden, Edda Fischer, Eva Spott und weitere sorgen dafür, dass hier ein hohes Niveau vorherrscht und es an diesem Bereich der Produktion nichts auszusetzen gilt.
Die Untermalung trägt leider auch dazu bei, dass das Hörspiel nicht ganz so gut abschneidet, wie es eigentlich im Bereich des Möglichen war. Zu oft sind es nur Klangfetzen oder vereinzelte Geräusche, die geboten werden und mit fortschreitender Spielzeit baut auch die Soundkulisse immer mehr ab, so dass am Ende nur noch ein wabernder Klangteppich übrig bleibt, der nicht mal annähernd mitreißen oder Gefühslregungen beim Hörer auslösen kann.
Ungefähr eine knappe, spannende Stunde, danach eine weitere Stunde, die man als das genaue Gegenteil bezeichnen kann. Die vielversprechenden Ansätze werden hier leider nicht ausgespielt und nach der Hälfte bricht dieses Hörspiel weg, so dass am Ende zwar solide, aber keine weltbewegende Unterhaltung übrigt bleibt.
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