In einem Restaurant findet sich das unterschiedlichste Klientel ein, Leute aus allen Gesellschaftsschichten sind hier zu Gast. Doch sie reagieren alle auf andere Art und Weise auf die Szene, die sich vor dem Restaurant abspielt. Eine Frau wird zusammengeschlagen, doch so wirklich unternimmt niemand etwas, oder? Doch auch in ihren Reaktionen unterscheiden sich die Gäste sehr, die einen denken sich nichts bei dieser Szene und tun sie als Alltagsgeschehen ab, andere sind entsetzt. Wird überhaupt jemand aktiv etwas unternehmen?
- Meinung -
Eine sehr interessante Idee, die Paul Plamper hier gekonnt umgesetzt hat. Eine Situation, die schockiert und so einen recht unruhigen und verhältnismäßig lauten Raum schlagartig verstummen und zur Ruhe kommen lässt. Alle Gäste reagieren anders, die Gespräche nehmen jeweils einen anderen Lauf und es wird in gewisser Weise auch mit der Hörerschaft gespielt. Wie reagiert man selber auf die weniger sozial eingestellten Gäste des Restaurants? Was hält man von den Überlegungen der Gäste, die helfen wollen? Ungefähr eine Dreiviertelstunde bekommt man hier ein Gesellschaftsbild zu hören, das glaubwürdiger und realistischer kaum sein könnte und ich habe mich selbst immer wieder dabei ertappt, wie ich nickend zustimmte oder den Kopf schüttelte, wenn mir eine Reaktion absolut nicht gefallen wollte. Inhaltlich eine sehr intensive Erfahrung, die man hier macht und in dieser Hinsicht konnte mich das Hörspiel durchaus fesseln.
Auf der einen Seite bekommt man es hier mit tollen Sprecherinnen und Sprechern zu tun, auf der anderen Seite hätte ich es nicht schlecht gefunden, wenn man gänzlich auf unbekannte Stimmen gesetzt hätte bzw. Paul Plamper wirklich ein Experiment gewagt und auf echte Reaktionen auf diese Szene gesetzt hätte. Sicherlich wäre dies nur sehr schwer umzusetzen gewesen, doch das Ergebnis wäre sicherlich umso spannender und interessanter ausgefallen. Ich denke, dass beide Varianten ihren Reiz haben, aber es ist halt so eine Sache, wenn man hier einen Bastian Pastewka und Matthias Matschke hört, dann stellt man sich auch direkt die Gesichter dazu vor und schon ist die Illusion in gewisser Weise dahin und ich bin eher mitten in einer Episode von Pastewkas TV-Serie. Wie dem auch sei, die Sprecherleistung sind trotzdem sehr ordentlich, keine Frage, was bei den erwähnten Könnern aber auch kein Wunder ist und zu ihnen gesellen sich noch Irm Hermann, Judith Engel, Andreas Schmidt und einige mehr sind dabei, da kann man nicht meckern.
Eine Untermalung im eigentlichen Sinne gibt es nicht, die braucht diese Produktion aber auch nicht, denn das Restaurant an sich ist ja das Setting und das reicht voll und ganz aus. Im Prinzip hat sich Plamper hier sogar mehr Mühe gegeben, als es bei den meisten Produktionen der Fall ist, denn da werden die Kulissen ja auch nicht nachgebaut. Von daher geht die gebotene "Untermalung" an sich mehr als in Ordnung.
Ein sehr interessantes Werk, das man in gewisser Weise durchaus als Experiment bezeichnen kann, auch wenn man die Idee noch etwas mehr auf die Spitze hätte treiben können. Was man hier aber zu hören bekommt ist dennoch sehr authentisch bzw. es wird sehr glaubhaft und realistisch vermittelt.
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