Wenn man sich schon umbringen möchte, warum dann nicht zusammen. Eine Gruppe von potentiellen Selbstmördern beschließt gemeinsam in den Freitod zu gehen, ein Bus wird gechartert, eine Kollekte wird durchgeführt und man macht sich zusammen mit einem Haufen Geld auf, um durch die Gegend zu fahren und den optimalen Platz für den Selbstmord zu finden. Hier und da gibt es ein paar nette Orte, doch die sind dann doch nicht das Wahre. Immer mehr Zweifel an der Methode treten auf und am Ende fragt man sich, ob man sich überhaupt noch gemeinsam umbringen will. Selbstmord oder nicht, das ist hier die Frage!
- Meinung -
Ein ungewöhnliches Werk von Arto Paasilinna, aber eigentlich kennt man nichts anderes von diesem Autor und meine Erwartungen gingen bei einem derartigen Titel auch in diese Richtung. Wie soll ein Massenselbstmord aussehen und wie könnte es überhaupt dazu kommen, dass sich potentielle Massenmörder zusammenrotten? Die Antwort und die "Reise" der Kandidaten erweist sich als äusserst skurril und genau das macht den Reiz dieser Produktion aus. Man kann es nicht abstreiten, dass diese Geschichte nur so vor schwarzem Humor strotzt bzw. schon fast überquillt, was man immer wieder merkt, wenn bekannte Lieder umgeändert werden (Beispiel: Oh Galgenbaum!) und die "Todestouristen" fröhlich einen Song nach dem anderen anstimmen, doch das ist nur ein Beweis für die Schrägheit dieses Werkes. Inhaltlich sicherlich nichts für den Otto-Normal-Hörer, aber einfach kurzweilig und sehr unterhaltsam. Wer es rabenschwarz mag, der wird von der Geschichte schon mal begeistert sein.
Tolle Sprecher, aber etwas anderes habe ich auch nicht erwartet, denn immerhin handelt es sich hier um eine Radioproduktion und bei derartigen Vertonungen sind fast ausschließlich bekannte Sprecher und Sprecherinnen am Start, was auch für die hohe Qualität spricht, die dem Hörer vorgesetzt wird. Besonders nennenswert dürften Felix von Manteuffel, Ernst-August Schepmann und Michael Habeck, die rein vom Namen her den größten Klang haben und mit ihren markanten Stimmen auch einen gewissen Wiedererkennungswert mit sich bringen. Mit Ueli Jäggi, der mir bisher noch nicht untergekommen ist, hat man auch einen sehr fähigen Erzähler gefunden, der mit passendem Ton durch diese abgefahrene Story führt und nur dann einsetzt, wenn er auch gebraucht wird. In vielen weiteren Rollen gibt es sehr gute Sprecher zu hören, die mir vom Namen her zwar nichts sagen, doch ihre Leistungen sprechen für sich.
Viel Musik, man möchte da schon fast meinen, dass es sich hier um ein Musical (auf dem Booklet steht auch "Ein finnisches Musical") handelt, doch die Lieder sind mit Vorsicht zu genießen, denn hier geht es vordergründig um Suizid, was erneut den schwarzen Humor unterstreicht. Wer sich also bei "Oh Tannenbaum" wundert, was denn da gesungen wird, der sollte sich immer vor Augen halten, worum es hier geht. Also, viel Musik, also eine sehr großzügige Untermalung, dazu ein paar ordentliche Geräusche und es entsteht eine sehr ungewöhnliche Atmosphäre, die wie die Faust aufs Auge zu dieser Produktion passt.
Wer mit dem Thema Suizid umgehen kann, es gerne rabenschwarz und makaber mag und ungefähr weiß, was Arto Paasilinna so abliefert und dessen Werke schätzt, der wird hier seine helle Freude an dieser nicht alltäglichen Mischung aus Musical und Hörspiel haben. Etwas mehr als eine Stunde finnische Comedy...für oder gegen das Leben? Findet es heraus!
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