Oscar Wilde (Marcus Kiepe) steht vor Gericht, die Anklage lautet Verfassen von sodomitischen Schriften! Man wirft ihm ebenfalls vor ein Homosexueller zu sein, was in der damaligen Gesellschaft ein Skandal war. Desweiteren sagt man ihm noch weitere Dinge nach, doch wird sich Oscar Wilde gegen diese Anschuldigungen durchsetzen können? Er hat jedenfalls einen schweren Stand, aber er ist ein sehr intelligenter Mann, der es sich nicht verkneifen kann auch noch ein paar Spielchen im Gerichtssaal zu spielen... - Meinung - Merlin Holland stellt hier einen interessanten, wenn auch sehr ruhigen, aber nicht weniger humorvollen "Gerichtskrimi" vor, der ein sehr gutes Bild von der damaligen Zeit wiederspiegelt. Dieses Bild ist dann schon weniger humorvoll, heutzutage wäre diese Art der Intoleranz nicht vorstellbar, Schwule werden hier regelrecht an den Pranger gestellt. Deshalb ist es besonders spannend, wenn sich Wilde durchzusetzen versucht und der Hörer fiebert dem Urteil regelrecht entgegen. Starke Vorlage und Umsetzung, wie ziehen da die Sprecher mit? Tja, bei so einer Besetzung sollte man sich keine Sorgen machen, denn hier sind namhafte Profis wie F.-J. Steffens, Manfred Steffen, Ulrich Noethen, Wolfgang Kaven, Hermann Lause, Dietmar Mues und als Oscar Wilde gibt sich Marcus Kiepe die Ehre, der vom Namen her weniger bekannt ist, aber seine Performance ist einfach beachtenswert, er hat sich mit diesem Werk schon bei meinen Favoriten etabliert, bitte mehr mit ihm! Dr. Sibylle Becker-Grüll hat die Sprecher wirklich gut in Szene gesetzt und ihre Inszenierung verdient ein besonderes Lob, die Atmosphäre im Gericht fängt sie hervorragend ein und kann optimale Leistungen aus den Spechern kitzeln. Musikalisch kein Überflieger, das war auch nicht zu erwarten. Ab und zu ein paar Harfenklänge von Lioudmilla Muster, komponiert von Wolfgang Florey. Zweckdienlich trifft es ganz gut, die gelegentlich Begleitung ist eher ein Bonus. Dafür sind die Effekte aber gut, die zur Atmosphäre im Gerichtssaal entscheidend beitragen und es dem Hörer sehr leicht machen sich die Szenen mühelos vorzustellen. Eher ein Geheimtipp, denn dieses Hörspiel auf 2 CDs (Spielzeit ca. 90 Minuten) ist kein Werk für den Mainstream, interessant, spannend und ein "Skandal", wie er heute wohl kaum noch vorkommen würde, da sich die Zeiten schon längst geändert haben. Prächtig inszeniert, durchweg unterhaltsam, mehr kann man nicht verlangen. Wer sich für Oscar Wilde oder "Krimis" in Gerichtssälen interessiert, der kann bedenkenlos zugreifen! Der Link:
|