Marie Stahlbaums (Gabrielle Pietermann) hat eine äußerst lebendige Phantasie und das ist in ihrer Familie niemandem verschlossen geblieben. Sie scheint es aber zu übertreiben, als ihr Onkel Drosselmeier (Norbert Langer) einen Nussknacker schenkt. Ist dieser lebendig oder redet sich Marie das nur ein? Eines Nachts bekommt sie es mit dem Mausekönig und seiner Mutter Frau Mauserinks (Marcel Collé und Cornelia Meinhardt) zu tun. Kann ihr der Nussknacker helfen?
- Meinung -
Die Titania Specials gehen bereits in die sechste Runde und diesmal hat man sich E.T.A. Hoffmanns "Nussknacker und Mausekönig" zur Brust genommen. Herausgekommen ist dabei eine Adaption mit einer Spielzeit von ca. 74 Minuten, die weitestgehend kurzweilig und unterhaltsam rüberkommt. Zwar ist der Beginn etwas lang geraten, das Hörspiel braucht etwas, um in die Gänge zu kommen, danach geht es aber relativ turbulent und spannend zu, so spannend wie eine derartige Geschichte halt sein kann. Die Inszenierung läuft sehr werkgetreu ab, stellenweise geht es schon sehr schwülstig und "old school" ab, aber damit trifft man im Prinzip genau den Geist dieser Geschichte, von daher kann man Titania Medien da keinen Vorwurf machen, im Gegenteil. In inhaltlicher Hinsicht hat man voll und ganz die Aufgabe erfüllt und das Ziel erreicht.
Die Sprecherliste liest sich natürlich mal wieder wirklich klasse und auch die meisten Darbietungen sind bestens. Eine Sache muss ich aber direkt ansprechen und zwar die Kinderrollen, die nicht wirklich von Kindern gesprochen werden. Bei "Peterchens Mondfahrt" war dies noch der Fall, warum man es diesmal nicht gemacht hat, kann ich nicht nachvollziehen und so fällt es einem schon schwer, den Sprechern die Rollen abzukaufen, gute bis sehr gute Leistungen und bekannte Namen hin oder her. So ist es schon schade, dass zwar Könner wie Tanya Kahana, Gabrielle Pietermann und Maximilian Artajo zum Zuge kommen, aber mehr oder weniger sofort auf verlorenem Posten stehen, weil sie für diese Rollen schlicht und ergreifend schon zu alt sind. Sie klingen bemüht, doch das alleine bringt auch nichts, einfach schade. Mit Roland Hemmo als Erzähler, Susanne Uhlen als Geheimrätin, Otto Mellies als Geheimrat, Norbert Langer als Onkel Drosselmeier, Hasso Zorn als Dr. Wendelstern, Marcel Collé als Mäusekönig, Cornelia Meinhardt als Frau Mäuserinks und viele weitere, eine ganze Menge toller Sprecherinnen und Sprecher, da wird richtig aufgetrumpft. Lediglich Cathlen Gawlich hat mir als Pirlipat nicht gefallen, ihr Auftritt ist für meinen Geschmack ein einziges Overacting und auch wenn sie ihre Rolle als verzogen darstellen soll, so kommt sie einfach nervig rüber. Bis auf ein paar kleinere, aber durchaus störende Punkte kann man diesen Bereich also weitestgehend durchwinken.
Die Atmosphäre hat was, sehr dicht und stimmungsvoll kommt das Hörspiel rüber und das Ganze hat etwas von Kaminzimmerstimmung. Heimelig, gemütlich und dazu wirkt die ganze Angelegenheit recht nostalgisch, das Flair alter Hörspiele auf Schallplatte kommt durchaus auf. In dieser Hinsicht dürften die Jungs von Titania ihr Ziel wohl erreicht haben.
Eine grundsolige Produktion, aber die vorherigen Specials haben mir deutlich besser gefallen, da kommt die Vertonung von E.T.A. Hoffmanns Klassiker leider nicht so ganz ran. Alles in allem ist das hier immer noch ordentliche Hörspielkost, die sich Titania-Fans vermutlich eh nicht entgehen lassen werden.
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