Ein Bauer (Walo Lüönd) sitzt in Untersuchungshaft, die erste Befragung vor Ort fiel unbefriedigend aus und nun verfasst er einen Brief an das Gericht. Darin möchte er sich erklären, wieso er so nach dem Tod seiner Frau lebte, wie er es tat, nämlich in Inzucht mit seinen beiden Töchtern. Wie kann ein Mann so ruhig über diese Tat berichten? Was lässt den Bauer so ticken? Sieht er es selber überhaupt als Straftat an?
- Meinung -
Im Prinzip harter Tobak, der hier geboten wird, denn wie der Bauer von seinen Taten berichtet, ohne jede Spur von Reue oder Einsicht, das ist schon ziemlich hart. Das Problem ist aber, dass die Geschichte nicht mal halb so schockierend und düster rüberkommt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Sie wirkt eher sehr träge und stellenweise sogar etwas langweilig, gelegentlich fühlt man sich auch ein wenig an "Tannöd" erinnert, nur in einer noch etwas schwächeren Ausgabe. Es ist letztendlich einfach nur schade, dass ein so hartes Thema so dürftig inszeniert wurde, da war definitiv mehr drin.
Nur ein Sprecher, da mag man direkt an eine Lesung denken, aber man kann diese Produktion durchaus als Hörspiel durchwinken, da der Bauer ja aus seinem Brief vorträgt und da ist durchaus ein gewisses Spiel in seiner Stimme und Emotionen schwingen auch kräftig mit. Das macht Walo Lüönd jedenfalls sehr gut und überzeugend, in der Hinsicht kann die Produktion punkten. Zu kämpfen hat man lediglich mit seinem Akzent, an den man sich zwar mit der Zeit gewöhnt, doch einfach ist es trotzdem nicht, was die ganze Angelegenheit ein wenig erschwert.
Eine Untermalung gibt es im eigentlich Sinne nicht, lediglich das Rascheln des Papiers, doch das war es dann auch schon. Eine üppigere Geräuschkulisse oder sogar Musik hätten hier aber auch weniger Sinn gemacht, da man auf Authentizität bedacht ist, von daher geht das hier Gebotene schon in Ordnung.
Die Probleme gibt es eher im storytechnischen Bereich bzw. der Umsetzung, denn trotz der kurzen Spielzeit von knapp über 46 Minuten bekommt es die Hörerschaft mit Längen zu tun und die Produktion wirkt dröge und zäh. Unterm Strich reicht es für eine Empfehlung somit nicht aus.
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