Bekloppte Hörspiele

Meister des Schreckens Nr. 6
- Das Bildnis des Dorian Gray -
(Maritim)

Captain Blitz urteilt:

Welches Geheimnis birgt der immer jung wirkende Dorian Gray (Florian Halm)? Kann ein Mensch überhaupt über solch einen langen Zeitraum immer so jung sein? Unheimliche Kräfte scheinen hier am Werk zu sein, doch nicht nur Grays Jugend sorgt für Unbehagen in der Society. Er ist als Schürzenjäger bekannt und er hat sein Auge auf die Schauspielerin Sibyl Vane (Jo Kern) geworfen. Nach einer kurzen Liebelei zerreisst das Band zwischen den beiden und sie wählt den Freitod. Doch es soll nicht bei diesem Tod bleiben, weitere Personen aus Grays Umfeld kommen ums Leben. Ist das Gemälde Dorians die Ursache für all die schrecklichen Vorkommnisse?

- Meinung -

Ein Neuvertonung des bekannten Romans aus der Feder von Oscar Wilde, nun hat sich Maritim der Vorlage angenommen. Wie schon beim Frankenstein ist Ascan von Bargen dafür verantwortlich und ich frage mich, was er denn nun tatsächlich hier gemacht hat, denn die Umsetzung fällt viel zu lang und gleichzeitig auch langatmig aus, so dass man nach zwei Stunden Spielzeit froh ist, dass das Drama endlich vorbei ist. Insgesamt also eine träge und unspannende Umsetzung der Materie, nicht mal ansatzweise packend und von Grusel spürte man ebenfalls nur herzlich wenig. Doch die überlange Adaption ist nur ein Problem dieser Produktion, dieser Bereich wird dem Klassiker Wildes jedenfalls schon mal nicht gerecht.

Liest man nur die Sprecherliste an sich, so könnte man durchaus meinen, dass es sich hier um eines der besten Hörspiele aller Zeiten handelt. Doch weit gefehlt, denn Namen alleine machen noch keine Produktion aus und das Gesamtwerk wirkt wie ein Flickenteppich. Entweder hatte man hier bei Maritim keine Regie oder sie war sehr lasch, denn es hat den Anschein, als dürften alle Sprecher und Sprecherinnen tun und lassen, wie sie lustig waren. Die Frage, warum hier zwei Erzähler im Einsatz sind, Bernd Vollbrecht und Klaus Dieter Klebsch, hat sich mir auch nicht ganz erschlossen, die Antwort blieb mir die Produktion schuldig. Vollbrecht hätte man sich definitiv sparen sollen, denn seine Performance ist unter aller Kanone, er schreit seinen Text regelrecht, die Betonungen sind total off und ich frage mich ernsthaft, welchen Film der gute Mann gefahren hat. Hätte man ihn aus der Sache rausgelassen und Klebsch alle Erzählertexte sprechen lassen, dann hätte das mehr Sinn ergeben und wäre besser rübergekommen. Wie dem auch sei, positive Aspekte gibt es zwar auch, wenn auch nur ansatzweise, Florian Halm ist einer der wenigen Lichtblicke und er liefert als Dorian Gray eine gute Arbeit ab. Beim Rest der Truppe hält sich das die Waage, ein paar gute Auftritte, ein paar wenige gute, es gibt nämlich wieder mal ein paar Versprecher bzw. Namen werden falsch ausgesprochen. Hier muss sich dringend mal was tun, auf die Dauer ist das nervig.

Was die Untermalung betrifft, so hätte die auch etwas besser ausfallen können, wobei ich sie nicht als schlecht bezeichnen möchte. Das Problem ist eher, dass die Bindung zum Hörspiel an sich irgendwie fehlt. Zwar sind die ausgewählten und eingesetzten Klänge ziemlich passend, doch sie wirken nur wie ins Hörspiel "geworfen" und im Endeffekt reicht das nicht aus, um die richtige Stimmung und Atmosphäre entstehen zu lassen. In der Hinsicht war also auch mehr drin.

Schade, ich hatte mich wirklich auf diese Produktion gefreut, doch das fertige Werk ist einfach nur eine Enttäuschung. Mehr Sorgfalt muss her, damit es mit derartigen Klassikervertonungen auch funktioniert, was hier leider nicht der Fall ist. Hier gibt es die üblichen Labelprobleme gleich in geballter Ladung, obwohl man erst gehofft hatte, dass diese nun der Vergangenheit angehören würden. Dieses Hörspiel kann ich in keinster Weise empfehlen!

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