In Inspektor Millers (Santiago Ziesmer) Nachbarschaft ist ein neuer Mieter eingezogen, doch den möchte man nicht unbedingt in der Nähe haben, wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, dass es sich um John Cuttings handelt. Der ist nämlich ein berüchtiger Schwerverbrecher, doch eigentlich sollte er in Belmarsh inhaftiert sein. Millers Neugier ist geweckt und er will seinen neuen Nachbarn mal genauer unter die Lupe nehmen, doch die Lage spitzt sich sehr schnell zu und weitere zwielichtige Gestalten finden sich in Broughton ein. Dann gibt es den ersten Toten...
- Meinung -
Lady Bedfort ohne Lady Bedfort gefällig? Nun gut, ganz ohne zwar nicht, am Ende hat sie einen kurzen Auftritt, aber im Prinzip ist das hier ein Fall für Inspektor Miller und das kann auch durchaus recht spannend sein. Trotz der kaum auftretenden Lady wird das Konzept an sich beibehalten, denn die kleine Bühne Broughton sorgt dafür, dass das Gefühl eines Kammerspiels vermittelt wird und ein ordentlicher Kleinstadtkrimi erzählt wird, was aber auch kein Wunder ist, denn der Autor ist auch diesmal John Beckmann. Er kennt die Serie wie seine Westentasche und deshalb weiß er auch, wie eine Folge ohne die Titelheldin funktionieren kann und das klappt hier ganz gut. Im Endeffekt brauche ich aber persönlich Lady Bedfort durchaus in einer Folge, von daher wollte bei mir der Funke nicht so ganz überspringen, auch wenn es ein ordentlicher Fall ist, aber die Serie wurde ja nicht nach Miller, sondern nach der rüstigen Krimi-Oma benannt. Als Experiment gut gemeint und nette gemacht, aber es sollte eine einmalige Sache bleiben. Eine solide Sache, kurzweilig erzählt und dazu trägt die knackige Bearbeitung mit einer Spielzeit von ca. 49 Minuten auch gut bei.
Die Sprecherriege könnte mal wieder namhafter kaum sein, in dieser Beziehung wird man vom Hörplanet eigentlich immer verwöhnt. Die Hauptrollen werden von den bekannten Sprechern in Szene gesetzt, also Santiago Ziesmer, Michael Eickhorst und Dennis Rohling, Waldtraut Habicht hat am Ende einen kurzen Auftritt. Insgesamt machen sie ihre Sache alle sehr gut, sind auch nach 30 Folgen noch mit Eifer und Spaß dabei und kommen überzeugen rüber. Santiago Ziesmer beweist hier übrigens, dass er auch ohne Probleme die Serie "übernehmen" könnte bzw. auch in der Lage ist, das Hörspiel auf seinen Schultern zu tragen, was meiner Meinung nach aber auch nicht anders zu erwarten war. Mit zum erweiterten Stamm gehören mittlerweile auch Roland Hemmo und Bodo Wolf, die als Superintendent Core und Inspektor Gomery dem guten Miller das Leben schwer machen und auch die beiden verstehen ihr Handwerk absolut. In weiteren Rollen kommen Axel Malzacher, Stefan Fredrich, Sascha Rotermund, Lutz Schnell, Kaspar Eichel und Udo Schenk zum Zuge und man kann bei diesen tollen Sprechern wirklich niemanden gezielt rauspicken, weil sie allesamt einen hervorragenden Job machen und auf ganzer Linie überzeugen.
Es werden diesmal Klänge angeschlagen, die das Hörspiel schon recht düster gestalten, diesen Eindruck hatte ich jedenfalls die ganze Zeit. Gibt es sonst hier und da mal eine leichtere Note, so sucht man sie diesmal doch vergeblich. Ob dies der Grundton ist, der auch in Zukunft angestrebt wird oder ob dies nur eine Phase ist, vermag ich nicht zu sagen. Der Schritt ist aber richtig, denn wenn es inhaltlich derber zur Sache geht, dann muss es auch von der Untermalung her so klingen und das wird ganz gut gelöst. Die Geräuschkulisse an sich weiß auch zu gefallen, aber in der Hinsicht war das bisher bei jeder Folge der Fall, weil man sich beim Hörplanet stets Mühe gibt, damit passenden Sounds geboten werden.
Anders als sonst, aber immer noch eine gute und solide Angelegenheit, auch wenn das Niveau der vorherigen drei Folgen leider nicht ganz erreicht wird. Der letzte Kick fehlte mit in dieser Beziehung, doch das dürfte den harten Kern der Fans wohl kaum stören und sie werden wohl auch diesmal wieder zugreifen und das können sie auch ohne Probleme. Ordentliche Krimiunterhaltung, auch ohne Lady Bedfort!
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