Evan Kuhlman
- Der letzte unsichtbare Junge -
(Der Audio Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Finn ist der letzte unsichtbare Junge, wobei das nicht so ganz stimmt, denn noch ist er nicht ganz unsichtbar, aber auf dem besten Wege dahin. Seine Haare werden immer heller, seine Haut ebenfalls, verschwindet er eines Tages vollständig? Erlebt er dann das gleiche Schicksal wie sein Vater? Oder wird Finn ein Geist, damit er seinen Vater wiedersehen kann? Der ist nämlich leider schon tot und Finn hat immer noch Schwierigkeiten damit umgehen zu können.

- Meinung -

Wird Finn wirklich unsichtbar oder redet er es sich nur ein, um besser mit dem Verlust seines Vaters umgehen zu können? Das ist nämlich das zentrale Thema, der Tod von Finns Vater und wie die Familie damit umgeht und vor allem Finn hat damit ordentlich zu kämpfen. Doch wo sind die lustigen Momente, wie sie im Vorfeld angekündigt worden sind? Immer wieder stolperte ich über Vergleiche mit "Gregs Tagebücher" und dementsprechend fiel auch meine Erwartungshaltung aus. Deshalb sollte es nicht verwundern, dass ich von Kuhlmans Werk ein wenig enttäuscht bin, denn lustig geht es hier nur äußerst selten zu, die meiste Zeit über eher traurig und bedrückend. Sicher, hier und da gibt es auch mal lustige Sprüche, wenn Finn die ganze eigene Sicht der Dinge präsentiert, mal naiv und kindlich, dann wieder altklug und erwachsen, doch insgesamt habe ich hier einfach auf einen größeren Anteil Humor gehofft und gesetzt, mit den Erlebnissen Gregs hat das hier jedenfalls gar nichts zu tun. Für sich gesehen sind Finns Erzählungen zwar schön und traurig zugleich, man fühlt mit ihm mit, aber alles in allem konnten mich die 211 Minuten Spielzeit nicht so begeistern und mitreißen, wie es sich die Macher erhofft haben und ob das nun an der falschen Erwartungshaltung liegen mag, sei dahingestellt.

Ludwig Trepte liest diese Geschichte vor und er macht dabei einen sehr guten Job, das kann man nicht anders sagen. Er hat eine sehr jung klingende Stimme, die somit hervorragend zu Finn passt und da die Geschichte aus dessen Sicht erzählt wird, macht dies auch absolut Sinn. Die Performance an sich ist auch ziemlich klasse, sehr facettenreich und gefühlsbetont, alle Stimmungen werden bestens rübergebracht und transportiert. Ich kann und will mir auch gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn Trepte nicht für diese Produktion gebucht worden wäre und jemand anderes sich daran versucht hätte. Ich glaube nicht, dass das Hörbuch dann auch nur halb so gut geworden wäre. Sicher, der Erzähler macht es auch nicht lustiger, dafür ist er auch nicht unbedingt zuständig, aber er erfüllt seine Aufgabe mehr als zufriedenstellend.

Einer Untermalung bedarf es hier nicht, auch wenn diese sicherlich nicht geschadet hätte, aber so ist die Bühne für den Erzähler frei, der sie auch zu nutzen weiß und die Atmosphäre bezieht die Produktion vornehmlich aus der Story, die somit eher bedrückend ausfällt. Vielleicht hätte man mit lustigeren Musiken gegensteuern sollen, die hätten dann aber wiederum eher unpassend gewirkt.

Meine Vorfreude war groß, was hauptsächlich dem Vergleich mit den besagten Eskapaden Gregs zu verschulden ist. Hätte ich diesen ignoriert, dann wäre ich damit wohl besser gefahren und hätte dieses Hörbuch hier als das akzeptiert, was es letztendlich ist. Eine traurige, melancholisch angehauchte Geschichte eines Jungen, der mit dem Tod seines Vaters umzugehen lernt. Dafür ist sie auch gar nicht so verkehrt, vollends begeistern und überzeugen konnte sie mich am Ende dann aber doch nicht. Eine grundsolide Angelegenheit, der der letzte Kniff fehlt!

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