Wolfgang Koeppen
- Tauben im Gras -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Deutschland Anfang der 50er Jahre, das Wirtschaftswunder treibt erste Blüten, doch einige alte und vor allem dumme "Angewohnheiten" können die Deutschen wohl nicht ablegen. Rassismus und Gewalt sind immer noch an der Tagesordnung, die amerikanischen Besatzer, vor allem die dunkelhäutigen, werden mehr oder weniger geduldet und ihnen werden mehr als nur dumme Sprüche entgegen geschleudert. Mehrere Einzelschicksale spiegeln dennoch ein großes Ganzes wieder und bilden die Gesellschaft in der Besatzungszone.

- Meinung -

Dies hier ist der Auftakt zur "Trilogie des Scheiterns" von Wolfgang Koeppen und dabei handelt es sich um Geschichten aus dem Deutschland der frühen 50er. Auch wenn Deutschland zum Wirtschaftswunder wurde, so war diese Zeit vom gesellschaftlichen Standpunkt wohl nur bedingt als ein Wunder anzusehen, denn die Spuren des Nationalsozialismus sitzen tief und das bekommen nicht nur die afro-amerikanischen Besatzer zu spüren, sondern auch alle anderen Randgruppen und Außenseiter. Somit handelt es sich hier um alles andere als eine schöne Geschichte, sondern einfach um die harte, damalige Zeit, in der sich Deutschland natürlich noch nicht so ganz vom Zweiten Weltkrieg erholt hat. Ungeschönt und schon fast brutal realistisch, zudem auch dezent deprimierend. Einziges Manko ist eventuell die Länge, 147 Minuten sind kein Pappenstiel und dazu die bedrückende Geschichte, dadurch zieht sich die Handlung schon ein wenig in die Länge, wobei ich nicht unbedingt von Langeweile reden würde, die kommt nicht auf.

Dafür sorgt unter anderem auch das exzessive Erzähleraufkommen, denn es sind hier insgesamt 13 Erzähler/innen am Werk, was absolut beachtlich ist. Dadurch kommt etwas Abwechslung rein, was auch dringend notwendig ist, denn aus den verschiedenen Blickwinkeln kommt das Hörspiel deutlich interessanter rüber. Dazu eine sehr imposante Sprecherriege, anders kann man das nicht nennen und man stößt hier auf sehr viele bekannte Stimmen. Ulrich Noethen, Sascha Icks, Felix von Manteuffel, Irm Hermann, Tom Zahner, Leslie Malton, Siemen Rühaak, Walter Renneisen und viele weitere, eine sehr prominente Sprecherliste, in der Hinsicht trumpft diese Produktion groß auf. Da brennt nichts an, sehr überzeugende und authentische Leistungen kitzelt Regisseur Leonhard Koppelmann aus der Riege raus, wirklich klasse.

Die Musik kann man auch nur als absolut authentisch bezeichnen, sie sorgt für die richtige Stimmung, die 50er leben hier auf. Dazu eine passende Geräuschkulisse und schon kann man auch mit diesem Bereich der Produktion vollauf zufrieden sein.

Ein vielleicht etwas zu lang geratener Auftakt zu Koeppens Trilogie, auch wenn der Inhalt durchaus interessant und die Umsetzung sowieso klasse ist, doch das Hörspiel hätte definitiv ein paar Minuten kürzer ausfallen dürfen. Wer sich aber für eine Produktion interessiert, die das Deutschland der frühen 50er beleuchtet, der sollte reinhören.

Der Link:
Der Hörverlag

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