Heinrich von Kleist
- Der zerbrochne Krug -
(Christoph Merian Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Der jungen Eve (Valerie Steinmann) ist nachgestellt worden und als ihre Mutter Marthe Rull (Lina Carstens) dem unverschämten Kerl nacheilen will, flüchtet dieser und reißt dabei einen Krug um. Dieser zerbricht und nun will die Mutter Schadensersatz vom Täter, doch dessen Identität ist unbekannt. Der Dorfrichter Adam (Walter Richter) wird bemüht, doch dummerweise handelt es sich ausgerechnet bei ihm um den Täter. Wird er sich aus dieser Angelegenheit winden können oder wird er sich selber entlarven und stellen müssen?

- Meinung -

Ein recht amüsantes Lustspiel, dem sich bereits Goethe 1808 leider erfolglos als Theaterstück angenommen hat und hier wird uns die Vertonung des Schweizer Radios von 1961 präsentiert. Die erinnert durch ihre Machart durchaus auch an ein Theaterstück, man hat die Bühne regelrecht vor dem geistigen Auge. In ca. 64 Minuten wird in einer Art Kammerspiel die Sache mit dem zerbrochenen Krug geklärt und zwar in recht amüsanter Manier. Der Richter Adam versucht sich immer wieder aus brenzligen Situationen zu manövrieren, was ihn am Ende natürlich nicht mehr gelingen will und auch wenn man im Prinzip nach kurzer Zeit weiß, wer der Täter ist, so bezieht die Geschichte seine Spannung aus den Ausreden des Richters, der sich um das unvermeidbare Urteil wie eine Schlange windet und die abstrusesten Theorien aufstellt.

Die Namen der Sprecherriege dürfte den wenigsten etwas sagen, darauf kommt es letztendlich auch gar nicht an. Die Darbietungen stimmen und sie untermauern ebenfalls den Eindruck, dass es sich hier um ein Lust- und Kammerspiel handelt, denn die Formulierungen und die Aussprache klingen ausschweifender, als wenn jeder Sprecher hier nochmal weit mit dem Arm ausholt und so den Worten noch mehr Bedeutung verleiht. Daran muss man sich schon gewöhnen oder sich vorab darauf einstellen, dass hier so der Text präsentiert wird, aber das gehört nun mal dazu. Die Riege hinterlässt jedenfalls einen sehr guten Eindruck und es gibt an ihren Darbietungen nicht das Geringste auszusetzen, eine schöne Vorstellung.

Es gibt keine Untermalung, was den Eindruck, dass hier ein Theaterstück mitgeschnitten wurde, natürlich noch ein wenig verstärkt. Es herrscht also auch eine dementsprechende Atmosphäre vor, als würde man im Theater sitzen und diesem Lustspiel lauschen. Das geht in Ordnung, da man auch das Alter der Produktion bedenken muss und die Tonqualität ist ebenfalls gut.

Wer eine Hörspieladaption dieses Werkes von Heinrich von Kleist sucht, der ist mit dieser Umsetzung gut beraten und kann sie sich ruhigen Gewissens zulegen. Ein recht amüsantes Lustspiel, gekonnt inszeniert und umgesetzt in einer ordentlichen Neuauflage.

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