Handverlesen Nr. 4
Frédéric Klein
- Tunnel oder Der Tag, als Mutter von mir ging -
(Lauscherlounge)

Captain Blitz urteilt:

Er ist der Sohn eines Lehrers und er genießt den Unterricht in aller Ruhe in den eigenen vier Wänden, diese bekommt er direkt von seinem Vater. In der Familie halten ihn alle für einen Musterknaben, doch davon ist bald nicht mehr viel zu spüren, denn zunächst spielen sich schreckliche Vorstellungen nur in seinem Kopf ab, doch einige werden in die Realität umgesetzt. Das alles aus Rache an seinen Peiningern, ob sie ihn gehänselt oder sich in anderer Form an ihm ausgelassen habe!

- Meinung -

Was ist Realität, was ist nur die reine Vorstellung? Man weiß es nie so genau bei diesem Werk aus Frédéric Kleins Feder, denn beides verschwimmt gerne mal geschickt, aber glücklicherweise wird der Hörer nicht verwirrt, viel mehr gibt Klein der Hörerschaft die Möglichkeit, ihre eigenen Interpretationen anzubringen. Mal geht es träumerisch und beinahe sogar idyllisch zu, dann schlägt die Stimmung um und es wird verstörend, brutal und nahezu krank, eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und unterm Strich alles andere als ein leichter Stoff. Nichts für zarte Nerven, im Prinzip ein Thriller und von der ersten bis zur letzten Sekunde eine spannende Sache. Mit den anderen "handverlesenen" Bänden würde ich Kleins "Tunnel" nur sehr bedingt in einen Topf werfen, denn die Unbeschwertheit, die die vorherigen Werk an den Tag gelegt haben, besitzt diese Geschichte hier absolut nicht.

Ich kann mich nur wiederholen, gerade bei den von ihm ausgewählten Stoffen hört man Andreas Fröhlich den Spaß an der Arbeit besonders an bzw. es wirkt nicht wie Arbeit für ihn und die Freude am Vortragen des Textes überträgt sich auch auf die Hörerschaft. Man wird schneller mitgerissen und hängt an jedem seiner Worte und er liefert einmal mehr eine einwandfreie Performance über die gesamte Distanz ab. Es gibt hier aber kein Spektakel mit zig veränderten Stimmen, es spielt sich alles in einem bestimmten Rahmen ab und es sind eher kleine Dinge, die anders gemacht werden, Facetten und Details, die sich in Fröhlichs Stimme verändern, sobald er einen anderen Charakter spricht. Er macht das jedenfalls richtig gut, keine Frage, eine klasse Leistung!

Keine Untermalung, also alles wie gehabt, eine reine Lesung, die von der starken Darbietung Andreas Fröhlichs lebt. Damit fährt die Produktion gut und wirkt trotzdem atmosphärisch genug, somit kann man es verschmerzen, dass es hier keine Musiken oder Geräusche gibt, denn das ist bei Hörbüchern ohnehin eh die Ausnahme.

Derbe, verstörend, böse und stellenweise düster, der Wahnsinn im Alltag, der alltägliche Wahnsinn und die bisher härteste Geschichte in der "handverlesenen" Reihe. Sehr kurzweilig und spannend und nicht unbedingt das, was man unbedingt erwartet haben dürfte, aber gerade die Unvorhersehbarkeit macht den Reiz und die gute Unterhaltung aus! Dies hier sind empfehlenswerte vier CDs mit einem bestens aufgelegten Andreas Fröhlich!

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