Achim (Thomas Nicolai) ist ein gefeierter Radrennprofi, über den es bereits zwei Bücher gibt, doch nun soll der westdeutsche Journalist Karsch (Ulricht Noethen) den ostdeutschen Sportler interviewen und ein drittes Buch schreiben. Das Problem sind nämlich gewisse Ungereimtheiten, denn beide Bücher sind von der jeweiligen Politik gekennzeichnet und es gilt nun herauszufinden, was stimmt und was erfunden wurde. Dabei stößt Karsch auf einen dunklen Fleck in der Vergangenheit Achims...
- Meinung -
Uwe Johnson hat mit diesem Werk wohl einmal mehr versucht seine eigenen Erlebnisse mit der DDR zu verarbeiten. Insgesamt wird gezeigt, dass es wohl nicht die eine Wahrheit gibt, vor allem nicht im geteilten Deutschland und beide Seiten eine eigene Wahrheit zu erzählen haben. Diese "innere Zerrissenheit" eines Landes wird hier zwar gekonnt dargestellt, doch auf der anderen Seite viel zu lang und breit erzählt, was sich Norbert Schaeffer und Dietmar Mues ankreiden lassen müssen. Straffer und mit etwas mehr Tempo, dann wäre diese Geschichte packender gewesen, so sieht man sich doch einigen Längen gegenüber, die hätten vermieden werden können. Nicht uninteressant, nur zu lang.
An der sprechertechnische Abteilung gibt es nur wenig auszusetzen, nur ein Punkt hat mich gestört, nämlich die Überpräsenz von Dietmar Mues. Mag sein, dass er ein großartiger Sprecher ist und hier auch eine tolle Leistung abliefert, aber teilweise wirkt das hier wie die "große Dietmar Mues Show", denn seine Parts sind doch recht lang und häufig. Dieses Problem schließt somit nahtlos an das vorherige an, nämlich die Bearbeitung, was wohl daran liegen dürfte, das Mues teilweise auch selber dafür verantwortlich war und sich vermutlich reichtlich Text und Spotlight zugeschustert hat. Schade, denn hier mischen noch viele weitere Könner mit, von denen ich persönlich gerne mehr gehört hätte. Ulrich Noethen, Edgar Bessen, Roland Hemmo, Gerald Schaale, Hilmar Eichhorn, das sind nur einige von ihnen, die zwar Auftritte haben, aber für meinen Geschmack viel zu kurze. Wobei Noethen als Karsch noch recht viel Text hat, jedenfalls wenn man seinen Auftritt mit dem seiner Kolleginnen und Kollegen vergleicht. Sprechertechnisch also eine starke Sache, nur die Verteilung stimmt nicht so ganz.
Eine recht experimentelle Untermalung, die mir nur teilweise zugesagt hat, bodenständiger wäre es sinnvoller gewesen und die immer wieder fetzenartige DDR-Hymne hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Dezenter hätte es auch funktioniert, stellenweise drängt sich ein pseudodokumentarischer Anstrich in den Vordergrund, der mir nicht zugesagt hat.
Hörbar, aber nicht der große Wurf. Eine bodenständigere, gestrafftere Umsetzung hätte deutlich mehr gebracht, hier verlieren sich die Macher zu sehr in künstlerischen Spielereien, der Blick fürs Wesentliche ging teilweise verloren. Empfehlen kann ich die Produktion nur sehr bedingt, dieses Werk dürfte nur für diejenigen interessant sein, die mehr über das getrennte Deutschland wissen möchten.
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