Tommy Jaud
- Millionär -
(argon)

Captain Blitz urteilt:

Simon Peters ist eine Nervensäge, wie sie im Buche steht! Er geht einer Kundenhotline für diverse Produkte mit schöner Regelmäßigkeit auf den Geist und schnorrt sich als Harz IV-Empfänger durch den Alltag. Auch wenn er als arbeitslos gemeldet ist, so "arbeitet" er doch jeden Tag, denn er hängt jeden Tag im Internetcafé eines persischen Freundes. Von dort aus "operiert" er und sucht den ganz großen Coup, doch es will ihm einfach nicht gelingen. Bis er eines Tages die sensationellste Idee seines Lebens hat und das große Geld winkt. Nebenbei stört ihn noch die Chefin eines Musikkonzerns, die nun ebenfalls im selben Haus wohnt und die Liebe gibt es anscheinend auch noch, wenn man Beschwerdehotlines anruft. Es kann alles so einfach sein!

- Meinung -

Tommy Jauds dritter Roman ist erneut ein Volltreffer, berichtet er doch wieder haarsträubend, aber glaubwürdig von den "Eskapaden" eines armen Nobodys, der es doch noch zum großen Geld bringen kann. Der Harz IV-Empfänger ersetzt den Tellerwäscher und Simon Peters ist eigentlich der typische Verlierer, der dann doch noch zum Helden wird, auch wenn er eigentlich alle Markenzeichen eines unsympathischen Menschens hat. Das ändert sich aber im Laufe der Story und man fiebert mit ihm mit, wie er es allen anderen zeigen will und mit seiner ungewöhnlichen Art und seinen Methoden doch noch Erfolg hat. Flotte Sprüche, viel Sarkasmus, skurrile Charaktere und ebensolche Situationen, in einer bunten, kurzweiligen und extrem unterhaltsamen Mischung. Mehr geht eigentlich nicht und inhaltlich fährt Jaud mal wieder eine Menge Geschütze auf, die der Langeweile keine Chance lassen. Die 4,5 Stunden vergehen wie im Flug und man dürstet nach mehr!

Erneut trägt Christoph Maria Herbst die Geschichte vor und das macht er ganz hervorragend. Kein stupides Abgelese, er spielt die Szenen und da greift er gerne mal zu diversen Dialekten, die das Ganze äußerst abwechslungsreich gestalten. Da wird auch mal gesungen und gesungen, aber natürlich auch super betont. Das macht einen guten Sprecher aus, wenn er richtig mit dem Text mitgeht und diesen so vorträgt, dass der Hörer in seinen Bann gezogen wird. Das ist hier über die volle Distanz der Fall und so kann man nur lobend über die Performance von Herbst sprechen. Als kleinen Bonus gibt es dann mal einen Einblick in seine Arbeit und ein paar Outtakes.

Keine Untermalung, aber wofür braucht man die auch, wenn Herbst Vollgas gibt und auch gleich noch ein paar Gesangseinlagen beisteuert. Natürlich wird da nicht gleich ein fulminantes Musical raus, doch das erwartet auch keiner und es lässt sich mit der mangelnden Untermalung wunderbar leben, da der sprechertechnische Part mehr als überzeugend ausfällt.

Von mir aus hätte dieses Werk auch 40 CDs haben können, langweilig wäre es nie geworden. So sind es aber "nur" vier CDs, doch die sind randvoll mit feinster Unterhaltung und schwarzem Humor. "Millionär" ist von Anfang bis Ende ein grandioses Hörbuch und ich kann es nur deutlichst empfehlen!

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argon

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