Eugéne Ionesco
- Die Unterrichtsstunde -
(Christoph Merian Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Es klingelt an der Tür, eine junge Frau möchte zum Professor (Kurt Beck), sie ist eine neue Schülerin. Es dauert nicht lange und schon beginnt die erste Unterrichtsstunde und da muss man es ja eigentlich noch langsam angehen lassen. Einfache Fragen werden gestellt, doch der Professor äußert kurz darauf schon euphorische Eindrücke, er will die Schülerin mit ihrem unglaublichen Wissen direkt auf die großen Fakultäten dieser Welt schicken, doch er kritisiert sie mindestens genauso überschwänglich, sobald sie eine Frage falsch beantwortet. Ist der Professor verrückt? Es deutet einiges darauf hin und das Drama nimmt seinen Lauf!

- Meinung -

Ein wahrlich bizarres Stück, das Eugéne Ionesco 1951 verfasst hat und das sich das Schweizer Radio 1958 vorgenommen und in ein Hörspiel adaptiert hat. Man fragt sich jedenfalls anfänglich, was es überhaupt mit dieser Geschichte auf sich hat, wohin die Reise gehen soll und schon ist es zu spät, da man es kaum merkt, wie sehr einen dieses Werk doch fesselt und man kann sich der faszinierenden Geschichte nicht mehr entziehen. Würde ich es nicht besser wissen, dann würde ich darauf wetten, dass David Lynch Ionescos Werk bereits verfilmt hat, denn es ist ähnlich skurril und unvorhersehbar, wie es teilweise Lynchs Filme sind. Schräge Charaktere, merkwürdige Situationen, die dafür sorgen, dass eine Art Unwohlsein beim Hörer einsetzt und man fragt sich, wie dieses Kammerspiel enden wird. Ich rate aber dazu, dass vorher nicht der Klappentext gelesen wird, denn der verrät dummerweise alles und ich kann nicht verstehen, wie man sowas abdrucken kann. Wo bleibt da noch der Reiz des Werkes? Wie gesagt, lieber den Text ignorieren und sich direkt in das Hörspiel stürzen, inhaltlich lohnt es sich nämlich auf jeden Fall.

Es ist im Prinzip ein Kammerspiel, nur drei Sprecher sind hier mit von der Partie und von denen leistet Kurt Beck als verrückter Professor noch den Großteil der Arbeit, gefolgt von Anneliese Bretschart als Schülerin und Traute Carlsen als Dienstmädchen. Die Leistungen sind jedenfalls phänomenal, unter Reinhart Spoerris Regie laufen alle drei zur Höchstform auf und ihre Darbietungen sind auf jeden Fall der Schlüssel dazu, dass die ohnehin schon starke Geschichte noch besser funktioniert. Wäre hier auch nur einer negativ aufgefallen, das gesamte Konstrukt hätte zerbrechen können, deshalb kann man die dargebotenen Leistungen gar nicht genug loben. Einfach klasse gespielt und gesprochen!

Die Untermalung hat nur Geräusche zu bieten, doch das macht auch am meisten Sinn, da zum einen so der Charaktere des Kammerspiels untermauert wird und es zum anderen auch glaubwürdiger rüberkommt, wenn nicht die ganze Zeit Musik läuft. Auch in diesem Bereich kann die Produktion vollauf überzeugen, da gibt es nichts zu meckern und die Tonqualität ist ebenfalls richtig gut, auch wenn das Hörspiel schon über 50 Jahre auf dem Buckel hat.

Ein Geheimtipp, den ich allen Freunden des ungewöhnlichen Hörspiels nur wärmstens empfehlen kann. Eine packende, bizarre Geschichte, erstklassige Sprecherleistungen, diese Produktion sollte man sich nicht entgehen lassen!

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