Hermann Hesse
- Das Glasperlenspiel -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Josef Knecht (Ulrich Matthes) geht seinen Weg der Selbstaufgabe und er scheint mittlerweile an seinem Ziel angelangt zu sein, denn er steigt in der Ordensprovinz Kastalien zum Magister Ludi auf, dem höchsten Priesteramt des sakralen Glasperlenspiels. Die vollkommene Selbstaufgabe des Einzelnen im Dienste des Ganzen, der Gemeinschaft, das ist das Anliegen des Ordens. Doch ist Knecht wirklich schon am Ziel angelangt? Anscheinend nicht, denn er stößt die Grenzen des Machbaren, er trifft auf eine anscheinend unüberwindbare Hürde. Wird er dennoch seinen Weg zur Selbstaufgabe weiter bestreiten können?

- Meinung -

Hermann Hesses Werk ist von sehr spiritueller Natur und daher wenig greifbar. Das muss keineswegs schlecht sein, nur war es für mich auch sehr schwer, etwas mit der Geschichte Knechts anzufangen, die Bindung zu den Charakteren fehlte, weil es hier einfach viel zu sphärisch und schemenhaft zuging. Als Inszenierung eines Traumes geht das in Ordnung, dagegen kann man nichts sagen, doch wer hier eine Geschichte mit einer handfesten Handlung erwartet, der ist hier leider falsch. "Das Glasperlenspiel" versucht das Leben der damaligen Zeit, in der das Buch geschrieben wurde, auf ganz eigene Art und Weise wiederzuspiegeln, aber sich gleichzeitig auch davon zu distanzieren. Das ist der Geschichte zweifelsohne gelungen, doch mir persönlich war der Weg auf 5 CDs mit einer Spielzeit von ca. 300 Minuten zu beschwerlich, anstrengend und auf Kunst getrimmt. Dem einen mag das gefallen, mir eher weniger, da hätten es sicherlich auch ein paar Minuten weniger getan.

In einer Hinsicht gibt es aber mal rein gar nichts zu beanstanden und zwar in Sachen Besetzungsliste und den
Sprecherleistungen an sich. Hier mischen absolute Könner wie Erzählerin Barbara Nüsse, Ulrich Matthes, Ulrich Pleitgen, Konstantin Graudus, Burghart Klaußern, Samuel Weiss und viele weitere mit und somit weiß man auch automatisch, welches Leistungsgefüge hier herrscht und was für ansprechende Darbietungen abgeliefert werden. Regisseurin Christiane Ohaus führt die Sprecherinnen und Sprecher geschickt durch dieses Werk und holt die Performances aus ihnen heraus, die sie haben möchte.

Wie bereits erwähnt ist das hier eine sehr spirituelle und unwirkliche Angelegenheit und so klingt die Produktion auch. Sphärische Klänge, einem Glasperlenspielen gleich, die die ganze Sache wie einen Hörspiel gewordenen Traum klingen lassen. Wie bereits erwähnt, für mich ist dieser Ansatz eher weniger etwas, aber um der Geschichte gerecht zu werden, ist dies durchaus der richtige Weg.

Wem kann man das "Glasperlenspiel" empfehlen? Sicherlich all denen, die derartige Literaturvertonungen suchen und handwerklich ist diese Produktion auch einwandfrei. Der eine oder andere dürfte eher auf greifbarere Geschichten stehen und dieses bevorzugen, von daher ist dieses Hörspiel schon eine recht spezielle Angelegenheit, die vermutlich ihr ganz eigenes Publikum hat und alle, die sich dazuzählen, können hier auch ein Ohr riskieren. Der Rest eher nicht, für den Otto-Normal-Hörer eine zu komplexe und sperrige Geschichte.

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Der Hörverlag

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