Wer ist dieser Mann, der in einem Schweizer Gefängnis sitzt und sich selber Mr. White (Samuel Weiss) nennt? Er behauptet jedenfalls nicht Stiller zu sein, auch wenn alle Indizien dafür sprechen und sogar seine angebliche Gattin und alle Verwandten, Freunde und Kollegen sind der festen Überzeugung, dass Mr. White mit richtigem Namen Ludwig Anatol Stiller heißt. Wer sagt die Wahrheit? Welche ist seine wahre Identität und wie wird man ihn davon überzeugen können?
- Meinung -
Ein weiteres Werk von Max Frisch in einer Hörspieladaption, diese stammt von Norbert Schaeffer. Auf drei CDs mit einer Gesamtspielzeit von um die 3 Stunden wird die Suche nach der Identität Stillers erzählt. Anfangs fand ich diese Geschichte äußerst faszinierend, doch sie wandert mit fortlaufender Spielzeit für meinen Geschmack in die falsche Richtung und was so spannend und packend anfing, wird später eher zu einem nicht ganz so interessanten Drama, die eingängliche Stärke der Handlung zu Anfang wird aus den Augen verloren. So zieht sich die Geschichte ab der Hälfte leider ziemlich und dürfte dadurch nur für diejenigen interessant sein, die unbedingt auf eine Adaption von Frischs Werk gehofft haben. Ankreiden will ich Norbert Schaeffer diese Sache nicht, denn das ist eher ein Kernproblem der Vorlage, nicht der Bearbeitung.
Dass Schaeffer sein Handwerk nämlich versteht, das beweist er eindrucksvoll auch in Sachen Regie gemeinsam mit Roman Neumann. Den beiden stehen tolle Sprecherinnen und Sprecher zur Verfügung, von denen mir aber nicht mal die Hälfte namentlich etwas gesagt hat, aber dieses Hörspiel beweist wiederum auch, dass es nicht auf die Bekanntheit des Namens ankommt oder wie viele Hörspiele man bereits gesprochen hat, wenn man das Handwerk an sich versteht. Das ist hier glücklicherweise auch der Fall, alle Sprecher überzeugen auf ganzer Linie und liefern erstklassige Arbeiten und Performances ab. Samuel Weiss beeindruckt als Stiller und er bringt die Identitätskrise dieser Person wirklich hervorragend rüber. Auch seine Kollegen wissen zu gefallen, da kann man auch kaum jemanden hervor heben, es fällt mir persönlich jedenfalls schwer und man kann eigentlich der gesamten Riege eine starke Darbietung attestieren.
Für den guten Ton ist Martine Eisenreich verantwortlich, die der Geschichte auch den passenden Klang verleiht, denn teilweise geht es schon surreal und bizarr zu, was ist real und was ist erfunden? Es entsteht stets die passende Atmosphäre und eine beklemmende Stimmung wird erzeugt, in der Hinsicht wurde also ganze Arbeit geleistet.
Ein unglaublich starkes Drittel reicht nicht aus, um diese Produktion restlos zu empfehlen, alles in allem ist es aber grundsolide Hörspielkunst, die mit sehr gut aufgelegten Sprechern zu gefallen weiß. Wer eine weitere Vertonung nach Max Frisch sucht, der wird hier fündig werden.
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