Emma Rouault (Chris Pichler) ist eine junge Frau, die auf dem Hof ihres Vaters ein eher langweiliges Dasein fristet und sich nach Höherem sehnt. Sie sieht die Chance
gekommen, als sich Charles Bovary (Bernhard Schütz) für sie interessiert. Kurze Zeit später heiraten die beiden und Emma macht sich Hoffnungen auf ein aufregenderes
Leben, das sie aber nicht bekommt. Schnell langweilt sie sich, wird depressiv und flüchtet sich in Kaufexzesse und Affairen, selbst die Geburt ihrer Tochter ändert nichts an ihrer Lebensweise. Das sowas aber Folgen hat, scheint sie nicht zu interessieren oder sie hat es anscheinend nicht bedacht. So gerät sie immer
weiter hinein einen Strudel aus Überschuldung und Affairen.
- Meinung -
Gustave Flauberts Klassiker über das Leben, Lieben und Leiden der Emma Rouault, die zur Madame Bovary wird, in einer 4 CD starken Hörspieladaption. Für die
Bearbeitung zeichnet sich Valerie Stiegele verantwortlich und ich hoffe, dass sie mir nicht böse ist, wenn mir eine nur halb so lange Umsetzung eher geschmeckt
hätte, denn irgendwann wiederholt sich alles nur noch, Emma macht Schulden, haut das nicht vorhandene Geld in einem Kaufrausch nach dem anderen auf den Kopf,
versucht sich mit Affairen und schönen Blicken aus der selbigen zu ziehen und so ganz will es ihr dann doch nicht gelingen. Tragisch und stellenweise dramatisch,
manchmal sogar spannend, doch für meinen Geschmack einfach zu ausführlich und repetativ wiedergegeben und präsentiert. Wie gesagt, 1-2 CDs weniger und schon
wäre die Sache unterhaltsamer, spannender und auch temporeicher gewesen, wobei ich hier natürlich keine rasante Geschichte erwartet habe, dennoch ging es
für mich zu träge und sich wiederholend voran.
Die grandiose Sprechercast und die dargebotenen Leistungen entschädigen aber für vieles, keine Frage. Die Liste der hier mitmischenden Namen liest sich schon
erstklassig und die Performances stehen dem in nichts nach. Die Hauptrolle füllt Chris Pichler sehr gut aus, sehr facettenreich spricht sie Emma Bovary, mal
einfühlsam, mal expressiv, da bleiben keine Wünsche offen. Durch die Handlung führt Erzähler-Routinier Friedhelm Ptok, der hier ziemlich viel Text zu bewältigen hat
bzw. sehr oft eingesetzt wird. Da hätte vielleicht auch eine ausgewogenere Bearbeitung mehr Sinn gemacht, denn auch wenn ich Ptok vor allem auf der Position
des Erzählers sehr zu schätzen weiß, so hätten kürzere Einsatz mehr Dynamik reingbebracht. Eines ist aber sicher, schlecht ist Ptoks Leistung sicherlich nicht,
eher das Gegenteil ist der Fall und ihm stehen weitere namhafte Kolleginnen und Kollegen zur Seite, die prominente Riege ist wirklich klasse. Susanne Schrade,
Angela Schmid, Dietmar Mues, Wolf-Dietrich Sprenger, Samuel Weiss, Hans Teuscher, Rolf Hoppe und viele weitere, Regisseurin Christiane Ohaus standen wirklich
tolle Sprecher zur Verfügung, aus denen sie starke Leistungen herausgekitzelt hat.
Musikalisch eine rundum ansprechende Angelegenheit, die uns Michael Riessler präsentiert. Französisches Flair kommt auf, alles klingt ein wenig verträumt,
leichtfüßig, irgendwie nach laissez-faire halt. So wie Madame Bovary in den Tag hineinlebt und sich eigentlich nicht wirklich um ihre Geldprobleme kümmert,
so klingt auch die musikalische Begleitung, locker und unbeschwert. Die Geräuschkulisse fällt recht sparsam, aber keineswegs schlecht aus, in dieser Hinsicht
wird das Nötigste geboten.
Wer Klassiker-Adaptionen mag, die gerne sehr ausführlich präsentiert werden, dazu von Liebe, Leid und Drama handeln, der dürfte bei Gustave Flauberts Madame
Bovary sicherlich auf seine Kosten kommen. Für mich persönlich fällt die Umsetzung zwar deutlich zu lang aus, handwerklich ist sie aber einwandfrei und richtig
stark. Wer mit diesem Genre eher gar nichts anfangen kann, der sollte davon auch seine Finger lassen, alle anderen können locker ein Ohr riskieren und dürften
mit der dargebotenen Produktion sehr zufrieden sein.
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