Zoran Drvenkar
- Du -
(HörbucHHamburg)

Captain Blitz urteilt:

Fünf junge Freundinnen richten ein Chaos an und befinden sich nun auf der Flucht, doch sie sollen dafür bezahlen. Ungeschoren sollen sie nicht davon kommen und für ihre Fehler gerade stehen. Auf sie bewegt sich der "Reisende" zu, der ohne Gnade durch das Land zieht und Tote hinterlässt. Doch was hat er mit ihnen zu tun? Ebenfalls über Leichen geht ein Vater, der seine Vergangenheit nicht abschütteln kann und nun ebenfalls die fünf Freundinnen zu, denn er will si eaufhalten, aber warum?

- Meinung -

Ein neuer Thriller von Zoran Drvenkar, da ist bei mir die Vorfreude immer groß, doch erfüllt wurde sie diesmal leider nicht ganz. Es ist ein innovativer und anderer Thriller, dafür ist Drvenkar bekannt, aber so ganz wollte der Funke nicht überspringen. Es gibt bizarre Momente, düstere und beklemmende Ereignisse, manchmal wird es sogar unheimlich und hier und da kam auch eine leichte Note Lynch mit. Die Zutaten sind gut, das Gesamtergebnis wollte mich aber nicht fesseln, die Erwartungshaltung meinerseits war vielleicht auch einfach zu hoch. Die 472 Minuten Spielzeit vergehen zwar relativ flott, denn man möchte wissen, wohin die Reise gehen wird, doch der große Knalleffekt bleibt leider aus. Sex, Drogen, Psychos und Tod, das wird hier geboten, eine harte und kalte Mischung, ein solider Thriller, mehr nicht.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die vorherigen Bände alle von mehreren Sprecherinnen und Sprechern präsentiert worden sind und die Lesungen so abwechslungsreicher und mitreißender wirkten. Dies soll aber nicht Matthias Brandts Leistung schmälern, der hier am Werk ist, denn er ist ein wahrer Könner und Meister seines Fachs und in diesem Genre ist er nicht erst seit "Psycho" zu Hause. Er ist kein Stimmakrobat, er fällt nicht von einem Extrem ins andere, er geht gezielter zu Werke, er löst seine Aufgabe ganz gekonnt über die Betonungen und die sitzen immer und er bringt die Geschichte bestens rüber. Eine starke Vorstellung von Matthias Brandt, an der es herzlich wenig auszusetzen gibt. Manchmal braucht man zwar ein wenig, um herauszufinden, welcher Charakter gerade agiert, doch das bleibt bei einer derartigen Geschichte nicht aus, wenn die Perspektiven wechseln, aber insgesamt wird die Story so erzählt und vorgetragen, dass man den Überblick behält.

Keine Untermalung, doch das geht in Ordnung, mit einer reinen Lesung kann man gut leben, denn es geht auch so düster genug zu. Außerdem sorgen die Story an sich und Erzähler Matthias Brandt für die richtige Stimmung, je nach Betonung und Erzähltempo kommt die passende Atmosphäre auf, das ist gut gelöst worden.

Wie gesagt, das sonstige Niveau kann nicht gehalten werden, "Du bist zu schnell" und "Sorry" haben mir deutlich besser gefallen. Dennoch dürften Fans von Drvenkars Werken auf ihre Kosten kommen, seine Psychothriller sind anders als die anderen und wer innovative Geschichten sucht, die nicht nach Schema F erzählt werden, der dürfte sich gut und spannend unterhalten fühlen.

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