Wolfgang Borchert
- Draußen vor der Tür -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Beckmann (Hans Quest) kommt aus dem Krieg zurück, doch was ihn erwartet ist nicht das, was er sich erhofft hatte. Schnell will er seinem Leben ein Ende setzen und sich in die Elbe stürzen, doch selbst das gelingt ihm nicht. Er wird wieder an Land gespült und zwar in ein Leben, in dem für ihn kein Platz ist. Wird er diesen vielleicht doch noch finden oder hat der Krieg aus Beckmann auch ein Opfer gemacht, ohne dass er es gemerkt hat? Wird er sich noch fangen können?

- Meinung -

Wolfgang Borcherts Werk ist düster, depressiv und ein ziemlich harte Stoff. Durch die Erlebnisse Beckmanns bekommt man einen guten Eindruck in die Psyche eines Heimkehrers und der Hörer kann sich ungefähr vorstellen, was diese Menschen durchgemacht haben müssen. Diese Geschichte drückt jedenfalls mächtig auf das Gemüt des Hörers und das ist kein Spaziergang, das ist sicher. Hier kommen auch noch Gott, der Tod, die Elbe und weitere "überirdische" Elemente ins Spiel, die zum Nachdenken anregen und der gesamte Inhalt geht nicht spurlos am Hörer vorbei und lässt diesen auch nicht unberührt zurück.

Was hier an sprecher- bzw. schauspieltechnischen Leistungen geboten wird, das ist schon sehr, sehr beeindruckend. Allen voran zeigt natürlich Hans Quest als Beckmann, was er kann und er spielt hier alle an die Wand. Er lebt diese geschundene Seele Beckmann richtig durch, zeigt die vollständige Gefühlspalette und haut hier einfach eine erstklassige Performance raus, das ist ganz großes Kino. Doch er ist nicht allein, ihm stehen weitere, sehr talentiere Kollegen und Kolleginnen zur Seite, von denen man als Hörer von kommerziellen Produktionen höchstens Josef Dahmen kennen dürfte, denn der mischte auch schon bei diversen Europa-Produktionen mit. Hier klingt er noch sehr jung und ist als "der Andere" ein wichtiger Teil dieses Hörspiels und liefert ebenfalls eine hervorragende Arbeit ab. Das gilt aber auch für Gustl Busch, Wolfgang Beneckendorf, Willy Schweissguth und alle anderen, hier enttäuscht wirklich niemand.

Musikalisch wird nichts geboten, aber da spielt vermutlich auch das Alter der Produktion eine Rolle, dafür gibt es Geräusche und die sind für ein derartiges Werk in Ordnung. Gerade in Szenen, in denen der "Held" am Wasser steht, dürfen natürlich nicht ohne Plätschern auskommen, wenn Geräusche benötigt werden, dann kriegt der Hörer diese auch serviert. Probleme macht da eher die Tonqualität, denn die ist alles andere als das Gelbe vom Ei, aber auch da spielt das Alter eine Rolle bzw. die größte, denn wie soll man ein Hörspiel in der Nachkriegszeit großartig lagern? Die Produktion hat 60 Jahre auf dem Buckel, dafür geht die Qualität noch in Ordnung und der Hörer wird sie auch akzeptieren.

Ein fast schon antikes Werk, dass düster das Innenleben eines Heimkehrers darstellt und nicht gerade wenigen Hörern die Gemütslage nach unten reissen dürfte. "Draußen vor der Tür" bietet inhaltlich einiges und man sollte diese Produktion auf jeden Fall mal gehört haben. Keine leichte Kost, aber hörspieltechnisch sicherlich ein Meilenstein.

Der Link:
Der Hörverlag

Bei Amazon kaufen:

Zurück