Der Waisenknabe David Copperfield (Wolf Osenbrück) führt ein hartes Leben, er wird von Mr. Murdstone (Kaspar Brüninghaus) nicht gut behandelt und muss schwere Arbeiten verrichten. Das prägt David und er geht seinen Weg, auch wenn dieser nicht gerade ein leichter und von Schicksalsschlägen geprägt ist. Später bekommt er es mit dem zwielichtigen Uriah Heep (Kurt Beck) zu tun, dessen Machenschaften David das Handwerk legen will. Wird es ihm gelingen?
- Meinung -
Über 50 Jahre hat diese Produktion des WDR auf dem Buckel, 1957 nahm man sich Charles Dickens´ Literaturklassiker zur Brust und setzte diesen auf satten 6 CDs mit einer Spielzeit von ca. 450 Minuten um. Auf der einen Seite ist dies eine sehr ausführliche Umsetzung und typisch für die damalige Zeit, aber auf der anderen auch ein wenig zuviel des Guten, denn es schleichen sich hier und da mal Längen ein und das Tempo ist auch nicht sonderlich hoch. Von der Produktionsart her also ein typischer Straßenfeger, nur inhaltlich nicht ganz so temporeich wie ein Paul Temple, was ja auch kein Wunder ist, sind die Ansätze dieser Geschichte hier natürlich gänzlich andere und es wird eher ein ausführliches Gesellschaftsbild der damaligen Zeit präsentiert. Wer es breiter erzählt mag, der wird mit dem Inhalt und der Bearbeitung gut leben können, wer aber lieber gerne kurz und knackig erzählte Geschichten bevorzugt, der dürfte mit dieser Adaption herzlich wenig anfangen können.
Die Sprecherliste liest sich richtig stark und die Darbietungen sind durch die Bank weg überzeugend. Stellenweise hat man das Gefühl, dass die Produzenten damals ein Mikro auf die Bühne einer Theatervorstellung gestellt haben, da hier nicht nur einfach gesprochen wird, sondern sehr viel Spiel dabei ist, das kommt wirklich hervorragend rüber. Dazu kommt, dass hier auch noch einige bekannte Namen und Stimmen mitmischen, jedenfalls sind es mehr oder weniger die Stars der 50er und 60er, die in der Zeit in sehr vielen Hörspielen zu hören waren. Peter Lieck, Kurt Beck, Ingeborg Christiansen, Kaspar Brüninghaus, Alf Marholm, Heinz von Cleve, Frank Barufski und dazu eine sehr junger Christian Brückner, das ist schon eine sehr ordentliche Riege, die unter der Regie von Kurt Meister starke Leistungen abliefert.
Im Prinzip ist es für die damalige Zeit einfach typisch, aber es muss einem ja nicht gefallen, dass die Untermalung eher äußerst spartanisch ausfällt. Die Geräuschkulisse hätte definitiv üppiger sein dürfen und mein Eindruck, dass hier einfach ein Mikro auf eine Bühne gestellt wurde, verstärkt sich. Wie dem auch sei, es liegt wohl am Alter der Produktion, dass hier in Sachen Geräusche nicht sonderlich großzügig gearbeitet wurde, aber unterm Strich reicht mir das nicht aus. Dafür ist die Tonqualität wirklich klasse, denn immerhin hat das Hörspiel über 50 Jahre auf dem Buckel.
Lobend muss man das Booklet erwähnen, denn hier werden einige Hintergrundinformationen geboten und zusätzlich auch bebilderte Infos zu den diversen Charakteren.
Wer Radioklassiker auf CD sammelt, der sollte auch hier zugreifen, sich aber auf eine nicht ganz zeitgemäße Umsetzung des Klassikers aus Charles Dickens´ Feder gefasst machen. Wen dies nicht stört und wer Adaptionen mit Überlänge mag, der dürfte auf seine Kosten kommen, alle anderen sollten besser zu einer neuen Vertonung des Stoffes greifen.
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