Die Dame
- ...im Nebel -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Philip Odell (Albert-Carl Weiland) wird von einer gewissen Heather McMara (Brigitte Dryander) gebeten, den Mord an ihrem Bruder aufzuklären. Heather glaubt jedenfalls nicht daran, dass ihr Bruder sich selbst ermordet haben soll, so wie es die Polizei behauptet. Odell nimmt den Fall an und macht sich an die Ermittlungen und immer wieder hört er von einer mysteriösen Dame mit einem Nerzmantel, die sich im Londoner Nebel bewegt...

- Meinung -

Philip Odell ist einer der kultigen Charaktere, die in den 50ern die deutsche Hörspiellandschaft im Radio geprägt hat. Hier erlebt er seinen ersten Fall und es werden nicht nur Grundsteine für die weiteren Abenteuer gelegt, sondern auch hier geht es durchaus schon richtig zur Sache. Eine mysteriöse Lady, London im Nebel, ein angeblicher Selbstmord, den es aufzuklären gibt, das sind vielversprechende und spannend Zutaten, die ein gutes Hörspiel garantieren. Wie es in der damaligen Zeit für diese Radioproduktionen üblich waren, hatten sie eine sehr lange Spielzeit, für heutige Produktionen gar nicht mehr denkbar und viel zu ausführlich. Langweilig wird die Geschichte zwar zu keinem Zeitpunkt, aber die Umsetzung hätte durchaus etwas flotter und kürzer sein dürfen. Doch wie gesagt, das war damals halt so, die Hauptcharaktere wurden stets begleitet und ein ausführliches Gesellschaftsbild vermittel, um so der Hörerschaft einen besseren und detailreicheren Eindruck vom Ermittler und seinem Umfeld zu bieten. Das gelingt hier auch und man sollte sich als Hörer somit auch darauf einstellen und die dementsprechende Zeit und Geduld mitbringen.

Die Namen der Sprecher und Sprecherinnen dürften den meisten heutigen Hörern nichts mehr sagen, aber damals wurde das Sprechen deutlich mehr zelebriert, als es heutzutage der Fall ist und es kam der Schauspielerei schon ziemlich nahe. Die Darsteller verkleideten sich für die Aufnahmen und brachten sich so in "Stimmung", sowas ist mittlerweile nicht mehr an der Tagesordnung. Die Leistungen von Albert-Carl Weiland und Brigitte Dryander wirken sehr authentisch und überzeugend, man kauft ihnen die Rollen sofort ab und teilweise hat man sogar das Gefühl, dass es sich hier um O-Ton-Aufnahmen eines Films handelt, so gut kommen die Darbietungen rüber. Hier ist viel Schauspielerei im Spiel, das ist schon mehr als Sprachkunst und das hat die Hörspielproduktionen der 50er ausgezeichnet. Das gilt aber nicht nur für die Hauptrollen, sondern auch für alle anderen Sprecher und Sprecherinnen bis in die kleinste Nebenrolle, hier gibt jeder alles und die Gesamtleistung ist schon beeindruckend und fehlerfrei.

Mehr Musikeinspielungen hätten nicht geschadet, denn diese fallen sehr gut aus und reichlich Atmosphäre und die passende Stimmung sind garantiert. Aber wie gesagt, insgesamt wird hier recht sparsam gearbeitet, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann, denn die Musiken sind swingig-jazzig und die Atmosphäre der 50er kommt wunderbar auf, da sollte wirklich kein Hörer Probleme haben, sich die Handlung und Szenarios vorzustellen.

Wer die Fälle eines Paul Temple, Dickie Dick Dickens oder Paul Cox mag, der wird auch an den Abenteuern eines Philip Odell Gefallen finden. Eine sehr ausführliche Produktion, aber ein spannender, atmosphärischer Fall und wer diese Hörspiele alter Schule mag, der wird hier zugreifen müssen!

Der Link:
Der Hörverlag

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