Hermann Broch
- Die Schlafwandler -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Drei Schicksale über einen Zeitraum von 30 Jahren werden gezeigt, die von Pasenow, Esch und Huguenau (Wolfram Koch, Bernhard Schütz und Samuel Finzi). Sie dienen als Spiegelbild der Wilhelminischen Ära und der damaligen Gesellschaft, die sich im Wandel befindet. Doch wieso gerade diese drei Personen? Was lässt sie zu Sinnbildern dieser Zeit werden und für was stehen diese Menschen?

- Meinung -

Ein wuchtiges Werk, das Hermann Broch hier geschrieben hat und es demonstriert halt die Wilhelminische Äre und nimmt sich als Beispiel drei Männer aus dieser Gesellschaft heraus. Diese stehen für drei Bereiche, Militär, das Bürgertum und die Wirtschaft und als Sinnbild dieser Bereiche werden ihre Erlebnisse und Entwicklungen geschildert. Als Wiederspiegelung der Ära von 1888 bis 1918 ist dies ja relativ interessant und wer wissen möchte, wie damals gelebt, gearbeitet, geliebt und gekämpft wurde, der dürfte sich sogar von diesem elfstündigen Mammutwerk gut und vielleicht sogar spannend unterhalten fühlen, aber wieso diese Geschichte hochaktuell sein soll und wieso man hingeht und Brochs Erzählungen krampfhaft auf die heutige Zeit übertragen möchte, will mir nicht einleuchten. Das kann man vermutlich auch mit zig anderen Erzählungen, denen man dann eine gewisse Aktualität aufbürdet oder sich die Intentionen so krampfhaft hinbiegt, damit ein aktueller Bezug besteht. Von daher lasse ich mir nicht erzählen, dass dieses Werk hier "frappierende Parallelen zu unseren Tagen" bestehen, das macht für mich auch gar nicht den Reiz dieses Hörspiels aus. Als Zeitzeugnis nicht verkehrt, wenn auch vielleicht zu breit und episch angelegt, um kurzweilig zu sein, aber alles andere als schlecht. Wie dem auch sei, für meinen Geschmack wird mehr aus diesem Werk gemacht, als es letztendlich ist.

Von der sprechertechnischen Seite her eine große Sache, das muss man solchen Radioproduktionen natürlich ganz klar lassen. Bearbeiter und Regisseur Klaus Buhlert weiß was er von seiner Truppe erwartet und kitzelt aus ihnen auch die Leistungen raus, damit die ganze Angelegenheit auch so glaubwürdig und realistisch wie möglich klingt. Das gelingt ihm hier auch, was natürlich auch mit der äußerst talentierten Riege zu tun hat, mit der er zusammenarbeitet. Wolfram Koch, Werner Wölbern, Manfred Zapatka, Felix von Manteuffel, Jürgen Holtz, Samuel Finzi, Stefan Wilkening und wie sie alle heißen, da weiß man was einen hier erwartet. Starke Auftritte und Leistungen, an denen es nichts zu bemängeln oder zu kritisieren gibt, in der Hinsicht genießt man einfach nur.

Für die Untermalung ist Klaus Buhlert ebenfalls zuständig, was ihn somit als ein Multitalent auszeichnen dürfte und er weiß wohl am besten, welche Stimmung er in welcher Szene braucht und somit ist eine passende und zutreffende Atmosphäre die logische Konsequenz. Somit kann man auch mit diesem Bereich ohne Probleme leben, gute Arbeit.

Dieses Mammutwerk ist in drei Jahren entstanden und man muss klar sagen, dass es sich auch danach anhört. Bildgewaltig und episch, doch die Frage nach der Zielgruppe steht im Raum. Wer sich für die Wilhelminische Zeit interessiert, der dürfte sich von den "Schlafwandlern" am ehesten angesprochen fühlen. Handwerklich jedenfalls einwandfrei, mit einer Empfehlung halte ich mich aber zurück. Diejenigen, die sich für ein derartiges Werk interessieren, können aber reinhören und dürften zufrieden sein!

Der Link:
Der Hörverlag

Bei Amazon kaufen:

Zurück