Eine Gruppe Polarforscher macht sich von Brooklyn aus mit der "Endeavor" auf, um Richtung Nordpol zu segeln. Gesagt, getan! Doch dann verläuft die Expedition alles andere als geplant, denn das Schiff wird von Eisbergen zermalmt, die Vorräte werden Opfer der Hunde und auch sonst geht so ziemlich alles schief. Die Reise wird zu einem wahren Albtraum, die Kälte setzt den Körpern der Forscher massiv zu, es geht um Leben und Tod. Und dann sind da noch die Eskimos mit ihren blutrünsigen Bräuchen...
- Meinung -
Skurril, so kann man T.C. Boyles Werk wohl ganz gut und treffend beschreiben, auf der einen Seite aber auch schwarzhumorig, auf seine ganz eigene Art komisch, aber auch mal düster und fies. Eine sehr interessante und fesselnde Mischung, die hier geboten wird, anders kann man es wohl nicht beschreiben. Die Expedition kommt mit all ihren Schattenseiten daher, es gibt herbe Verluste, darunter auch die von Körperteilen oder gleich dem ganzen Menschenleben, dann wiederum kommen manche Szenen so unwirklich, bizarr und albern rüber, dass man sich den einen oder anderen Lacher nicht verkneifen kann. Ungewöhnlich und unterhaltsam, und gerade in Bezug auf die Expedition an sich und wer sie heil und lebend überstehen wird auch spannend. Kurzweilig ist das Werk Boyles auch noch, denn Martin Heindel hat in Sachen Bearbeitung alles richtig gemacht und die Spielzeit mit ca. 55 Minuten schön knapp gehalten.
Heindel ist auch der Regisseur und er hat eine sehr interessante Riege ins Studio geholt, die mindestens genauso ungewöhnlich ist, wie das Hörspiel an sich. Zum einen wäre da Matthias Matschke, den man zur Zeit als Hagen in der Serie "Pastewka" kennen dürfte und der hier einen der beiden Erzähler darstellt. Ihm steht als zweiter Erzähler das Urgestein Hans Peter Hallwachs zur Seite und zu dem Mann muss man wohl keine großen Worte mehr verlieren. Jedenfalls besteht zwischen beiden Erzählerstimmen ein wunderbarer Kontrast, der viel Abwechslung reinbringt, Matschke mit einer eher helleren Stimme und Hallwachs mit seinem sehr markanten und teilweise grollenden Klang, sehr schön. Dann kommen hier noch zwei Herren ins Spiel, die man doch eher dem kommerziellen Bereich und eher weniger Radioproduktionen zuordnet, nämlich David Nathan und Tilo Schmitz. Ersterer spricht den teilweise schon schnöseligen und arroganten Captain, Schmitz ist als Eskimo unterwegs, beide überzeugen in ihren Rollen aber absolut und man hört ihnen auch einfach gerne zu, auch wenn man beide mittlerweile schon an jeder Straßenecke hören kann. Bert Franzke, Oliver Stritzel und Uta Hallant runden diesen Bereich ganz souverän ab und es gibt nicht mal ansatzweise irgendwelche Beanstandungen meinerseits, die Darbietungen sind einfach stark.
In Sachen Untermalung kann man auch nicht meckern, zum einen ist da nämlich die passende Musik von Haarmann und die Geräuschkulisse erzeugt ebenfalls viel Atmosphäre. Der Nordpol kommt akutisch jedenfalls richtig gut rüber, man kann sich die Landschaft und die Eiseskälte ohne Mühe vorstellen, auch in dieser Hinsicht wurde sehr ordentlich gearbeitet.
"Der Polarforscher" ist schwer in eine Genreschublade zu stecken und genau das macht auch den Reiz aus. T.C. Boyle hat eine interessante und nicht unbedingt seichte Geschichte abgeliefert, die Martin Heindel bestens adaptiert hat und wer mit auf eine Expedition der anderen Art möchte, der ist hier genau richtig.
Bei Amazon kaufen:
|