Bestseller-Serie Nr. 2
- Fronttheater -
(Europa)

Alexander Huppertz urteilt:

Während des zweiten Weltkrieges zieht der verkrüppelte Fritz Garten (wie immer sehr leidenschaftlich: Uwe Friedrichsen) mit seiner Laienspielgruppe (u.a. Judy Winter, Wolfgang Draeger und Claudia Schermutzki) von einem Militärstützpunkt zum nächsten, um den Soldaten in Form verschiedener Theaterdarbietungen etwas Sonne in den doch recht einseitigen "Kampfesalltag" zu bringen. Die Tätigkeit des Fronttheaters wird jedoch von Oberstabschef Kurt Planitz (die stimmliche Präsenz von GOTTfried Kramer ist wie immer purer Hörgenuß!) sabotiert. Statt die Tätigkeit der Theatergruppe zu unterstützen, schickt er seine Schützlinge an die gefährlichsten Fronten. Garten kennt die Motive des heimtückischen Nazischergen nur zu gut: Planitz will Garten aus dem Weg räumen, denn nur er kann bezeugen, dass Gartens Frau durch seine Schuld ums Leben kam. Während der Krieg seine schlimmste Phase erfährt, liefern sich die beiden Gegner einen erbitterten Nervenkrieg, aus dem nur eine Person lebend hervorgehen wird...

- Meinung -

Auch in der zweiten Folge der originellen Bestseller-Serie aus dem Hause EUROPA wandelt Drehbuchautor H.G. Francis auf den Pfaden des populären Vielschreibers Konsalik. Das Hörspiel ist in jeder Form sehr groß und episch geraten. Und hierin liegt auch bereits die große Schwäche dieses Kriegsedramas. Die Geschichte verliert sich in unübersichtlichen Nebenhandlungen. Man kann sich kaum merken, wer wen in den Kriegswirren sucht, wer mit wem verbandelt ist, um sich dann doch letztlich einen anderen Partner fürs Leben auszuwählen. Auch die Sprecherriege sucht ihresgleichen. Fast das gesamte EUROPA-Ensemble der 80-er Jahre darf einen Kurzauftritt absolvieren. Uwe Friedrichsen verleiht der Figur des vom Schicksal gebeutelten Fritz Garten jede Menge Pathos, Gottfried Kramer brilliert einmal mehr als charismatischer Bösewicht. Sein Hass und seine Abneigung auf alles und jeden sind förmlich spürbar. Horst Frank darf einen Kurzauftritt als Lazaretharzt absolvieren und dabei abgeklärte Lebensweisheiten verkünden, F.J. Steffens mimt einen ausgeschlafenen Gauleiter, Gernot Endemann sucht als aufgescheuchter Lanzer das ganze Hörspiel nach seiner Geliebten, die wiederum ebenfalls nach ihrem verschollenen Freund sucht (die ständige Erwähnung des Namens Jupp wird dabei zum unfreiwilligen Running-Gag), und Wolfgang Völz darf mal kurz in einer Kneipe herumschreien.

Musikalisch setzt Heikedine Körting streckenweise die wunderbaren Orchestermelodien, u.a. die Hui Buh-Titelmelodie der späten Folgen 22 und 23 ein und unterstreicht somit die dramatische und melancholische Atmosphäre.

Unter dem Strich bleibt ein vorbildlich inszeniertes anspruchsvolles Hörspiel, dass durch seine zahlreichen Wendungen und Details aber auch recht anstrengend ist. Man sollte es einmal gehört haben...

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