Zahlreiche Sagen, Legenden und Mythen ranken sich um das Bernsteinzimmer, doch was ist aus daraus geworden? Die Antwort auf dieses Rätsel befindet sich anscheinend in Russland und gemeinsam versuchen Rainer Wolf und Boris Nikolev (Stephan Vogel und René Wagner) das Zimmer zu finden. Zusammen mit der Historikern Hannah Herzig (Kerstin Broda) kommen sie der Lösung des Geheimnisses immer näher, doch es gibt auch eine Menge Gegenspieler, die mit aller Macht verhindern wollen, dass das Rätsel um das Bernsteinzimmer jemals geklärt werden wird.
- Meinung -
Studio Jester liefert mit dem Bernsteinzimmer das Projekt ab, mit dem man es wissen will. Stephan Vogel hat sich einen Mythos begutachtet, der jetzt mittlerweile von mehreren Labels unter die Lupe genommen worden ist. Vogel geht aber seinen eigenen Weg, spinnt die Story weiter und gegen Ende geht es schon ein wenig in die Richtung eines Andreas Eschbach alles wird sehr episch und auch ein wenig fantastisch. Kann es sich so zugetragen haben? Das wird jeder Hörer für sich entscheiden müssen, inhaltlich kann man an der Story aber so gut wie nichts aussetzen. Lediglich an der Dramaturgie, denn die erste CD plätschert ein wenig dahin und die Geschichte verläuft sich in endlos scheinenden Dialogen, das krasse Gegenteil dafür auf der zweiten CD. Da gibt es etwas mehr Action, doch das Tempo ist zu hoch und plötzlich ist das Hörspiel vorbei. Dabei stört nicht mal das relativ offene Ende, sondern dass es so abrupt kommt. Wie dem auch sei, lässt man die ersten, sehr amateurhaften Schritte in Form von "Das Sünderparadies" ausser Acht, dann ist das der "richtige" Erstling des neuen Labels und dafür kann sich diese Produktion inhaltlich schon hören lassen.
Für die Sprecher konnte man für eine derartige Produktion gute Sprecher und Sprecherinnen engagieren, wobei klargestellt werden muss, dass man hier nicht reihenweise Profis vorfindet. In der Hinsicht wird also noch semi-professionell gearbeitet und lediglich Bert Stevens, Konrad Halver und Oliver Theile kann man dem Profilager zuordnen und sie liefern die Arbeit ab, die man von ihnen erwartet. Weiter aufgefüllt wird die Besetzung durch Autor Stephan Vogel himself, René Wagner, Ron Salert, Horst Kurth, Thomas Birker und weiteren. Da ist es wohl nicht verwunderlich, dass man das Gefühl bekommt, dass es sich hier um eine Produktion der Hörfabrik handeln könnte und ungefähr dieses Niveau wird auch geboten. Das ist auch weitestgehend in Orndnung, nur wenige Sprecher fallen etwas negativ auf. So z.B. Kerstin Broda, die nicht immer sehr souverän und meistens auch hölzern agiert oder René Wagner in der Rolle des Boris Nikolev, da stört der künstliche Akzent gewaltig (wieso sprechen die anderen Russen nicht so?) und er verspricht sich auch einmal. Ansonsten kann man mit der Darbietung zufrieden sein, Luft nach oben ist natürlich aber noch genug da.
Die Musik von Markus Gensmantel und Dennies Lachenmajer fand ich ehrlich gesagt schwach und lasch. Sie war viel zu leise und wenn sie mal eingesetzt wurde, dann klang sie nicht immer passend. Wenn man z.B. die Zeit des Zweiten Weltkrieges rüberbringen will, dann macht man das nicht mit derartig dünnem Sound und hart ausgedrückt "Gedudel". Das muss druckvoll und gewaltig rüberkommen, wenn man diese Zeit vermitteln will, alles andere wirkt einfach falsch. Grob geschätzt wird die Musik nur in 50% der Fälle gut eingesetzt, also kann da auch noch ordentlich nachgebessert werden. Bei den Geräuschen und Effekten wurde soweit gut gearbeitet, aber da geht es natürlich ebenfalls etwas besser, aber nicht mehr viel. Als Bonus gibt es einige Stücke zusätzlich in voller Länge zu hören.
Das Design ist äußerst gelungen , das Cover sehr stimmungsvoll. Dafür gibt es ein Lob, dass in Thomas Ripperts Richtung geht. Er wird immer besser und so kann es gerne weitergehen.
Studio Jester kann mit dem "richtigen" Erstling auf sich aufmerksam machen, auch wenn es einige Punkte gibt, die es zu verbessern gilt, doch das ist bei einem relativ neuen Label auch kein Wunder. Die ersten Schritte sind gemacht, jetzt gilt es sich zu steigern und den potentiellen Käufer sei gesagt, dass es hier auf gehobenem "Hörfabrik-Niveau" zugeht, also irgendwo zwischen Hobby- und Profihörspiel. Wen das Thema interessiert, der sollte aber ruhig mal ein Ohr riskieren!
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