Charles Baudelaires Essay "Die künstlichen Paradiese" aus dem Jahre 1860 ist eine Art "Ode an den Rausch", ein Plädoyer für die Erweiterung des Bewusstseins. Ob durch die Hilfe von Alkohol oder mittels Drogen, es werden künstliche Paradiese erzeugt, denen hier gefröhnt wird. Baudelaires Werk dient gleichzeitig auch als Inspiration, in diesem Falle werden Musiker inspiriert und unter dem Einfluss des Essays haben sie neue Stücke komponiert, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
- Meinung -
Der Drogeneinfluss lässt sich nicht leugnen, der er schimmert die ganze Zeit über mächtig durch und ich habe mich nicht selten gefragt, ob damals bei Baudelaire Drogen im Spiel waren, aber dieses neu interpretierte Essay belegt dies auf mehr oder weniger beeindruckende Art und Weise. Auch wenn hier von einer Hörspielumsetzung die Rede ist, so ist dies meiner Meinung nach kein Hörspiel, sondern eher eine inszenierte Lesung, wobei das auch nicht die richtige Bezeichnung sein dürfte. Eher ist dies hier ein Stück Hörkunst, die Bearbeiter und Regisseur Kai Grehn auf die Beine gestellt hat und als solche sollte man sie auch werten. Wer sowas sucht und sich gerne mal auf Experimente einlässt, der könnte Gefallen an dieser Produktion finden, wer aber eher nichts von Hörkunst hält, der sollte einen Bogen um diese Adaption machen.
Alexander Fehling führt uns durch die "künstlichen Paradiese" und er macht das sehr überzeugend und er gibt sich der Vorlage voll und ganz hin. Er taucht tief in den Text ein, stellenweise wirkt er wie weggetreten, das ist an sich schon sehr beeindruckend und eine tolle Performance. Auf der anderen Seite macht es aus dieser Produktion kein Hörspiel, wie ich es bereits angedeutet habe, da reicht ein Sprecher nicht aus. Gut, es sind noch Jeanne Moreau und Jule Böwe mit von der Partie, aber sie haben auch nur kurze Einsätze und hier agiert niemand im Dialog, von daher schließt dies die Bezeichung Hörspiel ganz klar aus. Man kann aber mit allen Darbietungen äußerst zufrieden sein, eine sehr intensive Angelegenheit.
Ja, es gibt Musiken, aber auch die machen aus dieser Produktion kein Hörspiel, die verschiedenen Songs sind eher als verschiedene Textinterpretationen auf musikalischem Wege zu verstehen, nicht als Untermalung der diversen Kapitel. Die Ideen sind aber recht interessant, hier ist im Prinzip für jeden Musikgeschmack etwas dabei.
Ein schweres Stück Hörstoff, dass nicht für jeden Hörer etwas sein dürfte, da es recht schwer zugänglich ist. Wer aber etwas mit den Texten von Charles Baudelaire anfangen kann und diese sich gerne mal in einer Höradaption von Kai Grehn und musikalischen Umsetzungen zu Gemüte führen möchte, der ist hier an der richtigen Adresse.
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