Florian Bald
- Pavor -
(Lauscherlounge)

Captain Blitz urteilt:

Alexander (Oliver Rohrbeck) bekommt einen Anruf von seiner Mutter (Margit Bendokat), er soll doch bitte so schnell wie möglich in ein Flugzeug steigen und von Deutschland aus in die Ukraine fliegen, seiner Heimat. Onkel Iwan (Jürgen Thormann) ist nämlich gestorben, die ganze Familie hat sich nun versammelt, doch begeistert ist Alexander nicht gerade. Seiner Meinung nach besteht die Familie nur aus Verrückten, die er nicht unbedingt gerne wiedersehen will. Es kommt, wie es kommen muss, es gibt Reibereien und zu allem Überfluss ist im Haus kein Platz für Alexander, er muss in Onkel Iwans Datscha schlafen. Ist sein Onkel wirklich tot? Alte Erinnerungen greifen nach Alexander und er spürt Angst, große Angst!

- Meinung -

Da hat Florian Bald eine spannend Thrillergeschichte geschrieben, die zwischendurch schon eine gewisse Portion Mystery parat hält. Ist Onkel Iwan wirklich tot? Was haben Alexander und seine Freunde in ihrer Kindheit gemacht? Über eine Stunde gute und spannende Unterhaltung wird hier geboten und man weiß fast die gesamte Spielzeit über nicht, worum es hier eigentlich geht und man rätselt kräftig mit. Hat die Familie etwas zu verbergen? Hat sie überhaupt etwas mit der Geschichte zu tun? Ist vielleicht alles ganz anders, als man zunächst meinen mag? Definitiv, man wird schön an der Nase herumgeführt und am Ende geht es einfach "nur" um Angst und falschen Entscheidungen in der Vergangenheit. Vor dem geistigen Auge der Hörerschaft entfaltet sich die Story allmählich und lässt diese erst gegen Ende los. Ein kleiner, feiner Grusler mit einigen düsteren und überraschenden Momenten, spannend und kurzweilig erzählt, von der inhaltlichen Seite her schon mal ein sehr gutes Hörspiel.

Wie man es sich bei einer Produktion der Lauscherlounge schon denken kann, mischen hier nur äußerst bekannte Stimmen mit. In der Hauptrolle ist der Labelchef persönlich am Start, nämlich Oliver Rohrbeck, der wirklich bestens zur Rolle Alexanders passt. Ob genervt oder in Panik, ob betrübt und traurig, Rohrbeck trifft stets den richtigen Ton und bringt den Charakter einfach perfekt rüber. Eine sehr lebendige und mitreißende Performance und ich will nicht sagen, dass das Hörspiel mit ihm hier steht und fällt, aber da Alexander die Hauptfigur ist und diese erstklassig gesprochen und gespielt wird, trägt er doch einen sehr großen Teil dazu bei, dass dieses Hörspiel so gut funktioniert. Ebenfalls klasse fand ich die Darbietungen von Margit Bendokat als Alexanders Mutter, Jürgen Thormann als Onkel Iwan und Simon Jäger als Leonid, jeder spricht seine Rolle wirklich hervorragend. Alexanders Mutter kommt schön verschroben und eigentümlich rüber, Onkel Iwans Stimme donnert wunderbar (aus dem Jenseits?) und Leonid lässt den Dorftrottel raushängen. Doch nicht nur die bereits angesprochen Könner liefern eine tolle Vorstellung ab, auch die Kolleginnen und Kollegen in Form von Vera Teltz, Tanja Fornaro, Andreas Mannkopff, Charles Rettinghaus und die diversen jungen Talente lassen sich nicht lumpen und trumpfen groß auf.

Für die Untermalung ist erneut Dirk Wilhelm zuständig und er beweist einmal mehr, dass er sein Handwerk versteht. Stellenweise geht es hier sehr düster zu und, einige Gänsehautmomente werden präsentiert, die gesamte Atmosphäre ist sehr bedrückend und beklemmend. Die Geräuschkulisse kann sich auch hören lassen, fällt aber eher dezent und zweckdienlich aus. Gemeinsam mit Tommi Schneefuß, der für das Sounddesign zuständig ist, wird also auch in diesem Bereich ganze Arbeit geleistet.

Wer ein schauriges und spannendes Hörspiel mit einer sehr düsteren Stimmung und tollen Sprechern sucht, der ist hier genau richtig und Florian Bald erzählt eine Geschichte der etwas anderen Art. Kein Standardprogramm, sondern eine Produktion mit einer interessanten Story, eine insgesamt empfehlenswerte Angelegenheit!

Der Link:
Lauscherlounge

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