Jean Anouilh
- Der Herr Ornifle -
(Christoph Merian Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Herr Ornifle (Hans Joachim Kuhlenkampff) ist ein Schwerenöter, wie er im Buche steht, der als erfolgloser Lyriker anfing und dann aber zu Geld und Rum kam. Früher trieb er es noch viel bunter, er stürzte sich von einer Affäre in die nächste, doch nicht ohne Ergebnis und das steht jetzt vor ihm. Sein Sohn Fabrice (Urs Bihler) will seinem Vater nun an den Kragen und ihn für das Schicksal seiner Mutter büßen lassen. Wie will sich der Herr Ornifle aus dieser brenzligen Situation befreien?

- Meinung -

Der Christoph Merian Verlag hat wieder einen Hörspielklassiker des Schweizer Radios aus dem Archiv geholt und auf CD gebannt. Diesmal sind es die Erlebnisse des Herrn Ornifle, eine Don Juan, der nun mehr oder weniger Läuterung in Form seines Sohnes und dessen Probleme mit seiner Verlobten erfährt. Die Vergangenheit holt Ornifle ein und nun wird sich zeigen, ob er seinem alten Leben abgeschworen hat oder ob er immer noch den Hang zu Affären hat. Der Hörer macht die Wandlung Ornifles mit, zunächst hat man eine Abneigung gegen diesen Draufgänger, doch mit fortlaufender Spielzeit fragt man sich, ob er sich wirklich geändert hat und gegen Ende hofft man, dass er seinem Sohn helfen kann und alles einen guten Abschluss nimmt. Doch dann kommen dramatische Elemente mit ins Spiel, die eine überraschende Wendung mit reinbringen und Anouilhs Werk erst richtig abrunden. Mich haben die 91 Minuten jedenfalls ziemlich gut unterhalten, sie bieten eine Menge Facetten und eine recht breite Gefühlspalette, inhaltlich eine gelungene Angelegenheit, dazu auch kurzweilig erzählt.

Die Sprecherliste dürfte dem Großteil der deutschen Hörerschaft wohl nicht viel sagen, es gibt aber die eine oder andere Ausnahme, allen voran natürlich Hans Joachim Kuhlenkampff, der den Herrn Ornifle wirklich sehr engagiert und gekonnt spricht. Urs Bihler dürfte einigen Hörern auch noch vom Namen her etwas sagen, doch es geht im Prinzip hier weniger um die reine Prominenz oder den Bekanntheitsgrad des Namen, sondern die Performances an sich und die stimmen in jeder Hinsicht und jede Rolle wird sehr stark rübergebracht. Die ganze Angelegenheit hat auch den Charakter eines Kammerspiels oder Theaterstücks, was der Produktion wiederum ein ganz eigenes Flair gibt.

Deshalb sollte es auch nicht verwundern, wenn die Untermalung nicht sonderlich opulent ist. Hans Mockels Klänge sind zweckdienlich, lassen das passende Flair und die richtige Stimmung aufkommen, alles klingt schon recht französisch und ein zwinkerndes Auge schimmert immer wieder durch. Der Tonqualität hört man an, dass das Werk schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, doch der Ton ist immer noch gut genug, damit kann man leben.

Ein facettenreiches Hörspiel mit Theatercharakter und es wird eine bunte Mischung aus Komödie, Drama und weiteren Elementen geboten, die sehr abwechslungsreich rüberkommt und schön inszeniert worden ist. Wer eine Vertonung dieser Geschichte sucht, der dürfte sich mit dieser Produktion gut beraten fühlen.

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Christoph Merian Verlag

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