Paul Temple
- ...und der Fall Conrad -
(Der Audio Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Paul Temple und seine Frau Steve (René Deltgen und Annermarie Cords) reisen nach Deutschland, genauer gesagt nach Bayern. Eine junge Frau namens Betty Conrad ist spurlos verschwunden, doch das alleine klingt noch nicht sonderlich spektakulär, doch dann wird die Angelegenheit immer komplizierter, viele Verdächtige kommen hinzu und Paul Temple nimmt den Fall dann an. Es geht sogar bis nach Innsbruck und dann wieder zurück nach London und für die Temples wird es noch richtig gefährlich. Werden sie Betty noch retten können oder ist es schon zu spät?

- Meinung -

Paul und Steve Temple erleben einen weiteren hochkomplexen Fall, der immer und immer wieder mit neuen Wendungen aufwartet. Das hält die Spannung aufrecht und die Story gefstaltet sich als äusserst abwechlungsreich, was bei einer derartigen Spielzeit auch dringend notwendig ist, denn ca. 310 Minuten sind wahrlich kein Pappenstiel. Das ist bei mir auch in den meisten Fällen das Problem, das ich mit Paul Temple Hörspielen haben, denn die Überlänge der Produktionen ist nicht jedermanns Sache. Das ist aber nun mal die alte Produktionsweise, da wurde bis ins kleinste Detail alles vertont, vor allem auch, um das damalige Gesellschaftsbild (die armen Frauen!) auch näherzubringen. Da wird viel in geselliger Runde besprochen, getrunken und gegessen und weniger mit der Brechtstange bzw. dem Schießeeisen hantiert. Doch bei diesem Temple wird sowohl von Francis Durbridge, als auch der bei der Bearbeitung, alles richtig gemacht, Kompliment. Spannung, Dramatik und auch mal einen kleinen Schuss Action, also alles dabei, was einen guten Krimi ausmacht.

Sprechertechnisch macht die Folge auch einiges her und hier ist es mit der Aussprache ausländischer Namen diesmal nicht so schlimm, was aber auch logisch ist, denn der Fall spielt ja auch im deutschsprachigen Raum und da halten sich die Probleme für die Sprecher in Grenzen. Das ist schon mal ein Pluspunkt, denn in den vorherigen Hörspielen werden englische Namen gerne grauenhaft und ziemlich deutsch ausgesprochen, was hier kein Thema ist. Die Sprecher und Sprecherinnen sind wieder mit Leib und Seele und vor allem René Deltgen und Annemarie Cordes sind als eingespieltes Team voll bei der Sache. Bei Frau Cordes hatte ich aber nicht selten das Gefühl, dass sie ein wenig vom overacting befallen ist und zu oft die einfältige Ehefrau mimt. Da klang sie manchmal sogar eher ziemlich doof, was aber auch am Bild der Frau zu dieser Zeit lag, die wirken leider oft so extrem naiv, dass einem sogar als Mann die Galle hochkommt. Whatever, Frau Cordes übertreibt es hier etwas, aber es gibt sicherlich schlimmeres. Doch insgesamt zeigen alle Teilnehmer wie z.B. Peter René Körner, Herbert Hennies und Co., dass sie nicht nur ihre Texte runterrasseln, sondern waschecht schauspielern, was ja auch nicht selten Fotos von den Aufnahmen belegen, wenn die komplette Belegschaft in Anzügen oder Kostümen antraten. Das verleiht der gesamten Serie einfach das besondere Etwas, was auch deutlich hörbar ist. In der Hinsicht geben Besetzung und Regisseur Eduard Hermann einfach alles!

Hans Jönsson mischt natürlich auch wieder mit und seine Musiken treffen immer den Nagel auf den Kopf. Mal swingt man mit, mal ist der Ton ernster, aber die Atmosphäre stimmt jedesmal, da muss man sich den Kopf nicht zerbrechen. In der Hinsicht wurde ganze Arbeit geleistet und Jönsson versteht sein Handwerk, was diese Produktion einmal mehr eindrucksvoll beweist.

Ein sehr guter Temple, der in keiner Sammlung fehlen darf, egal ob es dabei um den Ermittler an sich oder um das Genre geht, für Fans beider Lager ein Muss. Diese Klassiker haben es in sich und der Fall Conrad bietet alles, was ein guter Krimi braucht.

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