Poe (Ulrich Pleitgen) sinnt auf Rache, er will Templeton (Till Hagen) zur Strecke bringen, koste es, was es wolle, denn immerhin will der sogenannte Doktor Poe umbringen. Warum soll Poe umgebracht werden? Wo befindet sich Doktor Templeton nun? Auf seinem Rachefeldzug begegnet er dem undurchsichtigen George Appo (Gerald Schaale), der ebenfalls eine Verbindung zu Templeton hat. Kann Poe ihm vertrauen? George versucht ihn zu trainieren, er muss in Sachen Zweikampf noch einiges lernen, damit er für das Aufeinandertreffen mit dem Doktor gerüstet ist.

- Meinung -

Der Auftakt zur dritten Staffel bietet zwei Kapiteln, zum einen die "Realität", in der Poe einen neuen Mitstreiter kennenlernt, zum anderen wieder ein Traum, in dem er sich als zwergenhafter, verkrüppelter Narr durchschlagen muss. Beide Geschichten sind für sich wirklich gelungen, abwechslungsreich, düster und spannend, aber im Gegensatz zu den vorherigen Folgen passen hier Traum und der grosse Handlungsrahmen irgendwie nicht zusammen, der Traum wird regelrecht mit der Brechstange ins Spiel gebracht. Nach der ersten Hälfte ist das Hörspiel sozusagen vorbei, mit der zweiten Hälfte fängt ein gänzliches anderes an. Ob das so geplant war wage ich zu bezweifeln und es bringt die Handlung an sich in keinster Weise voran. Als Auftakt der dritten Staffel geht diese Folge aufgrund der ersten Hälfte absolut in Ordnung, beide Teile wissen für sich ebenfalls zu gefallen, als Einheit funktionieren sie nicht.

Ulrich Pleitgen und Gerald Schaale bewältigen den Grossteil dieser Folge und beide wissen zu überzeugen. Pleitgen ist sowieso eine Bank und nicht selten wirken diese Hörspiele wie inszenierte Lesungen, da er sehr viel Text hat, doch warum sollte man sein Talent nicht auch optimal ausnutzen. Schaale ist ein willkommener Neuling in dieser Serie und er fügt sich mühelos ein, seine Darbietung lässt keine Wünsche offen. Iris Berben kommt hier leider nicht so recht zum Zuge, sie hat "nur" eine Rolle in Poes Traum, da hätte man ihr ruhig einen grösseren Auftritt spendieren können. Zwei weitere namhaftere Sprecher sind auch noch mit dabei, wenn auch nicht gerade in grossen Rollen, nämlich Norman Matt und Santiago "Spongebob" Ziesmer. Neben diesen Sprechern gibt es eine Vielzahl kleinerer, gut besetzter Rollen, die das Gesamtbild positiv abrunden.

STIL hat sich bei der Untermalung wie immer extrem viel Mühe gegeben und durch den Einsatz mehrerer Orchester zahlreiche filmreife Stücke ins Leben gerufen, die jeder Folge (dieser also auch) einen düsteren Anstrich verleihen, den sonst keine Serie zu bieten hat. Hier wäre es vermutlich selbst unheimlich, wenn Poe frühstücken würde, so dicht ist die Atmosphäre und die Klänge drücken schwer aufs Gemüt. Eine perfekte Untermalung für kalte oder verregnete Tage. Es sollte also jedem Hörer leicht fallen sich in die Welt eines Edgar Allan Poes zu verkriechen, dafür werden die Musiken schon sorgen.

Guter Start der neuen Staffel, der ein kleines, aber entscheidendes Makel hat, denn die Kombination aus Rahmenhandlung und Traum funktioniert diesmal absolut nicht, da ist die Bearbeitung gescheitert. Trotzdem bleibt unterm Strich wieder ein gutes Grusel-/Mystery-Hörspiel, für das jeder Fan gerne sein Geld auf den Tisch legen wird. Für Freunde der Serie sowieso wieder ein Muss!

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