Ein Mann findet sich in einem dunklen Raum wieder, er weiss kaum etwas
und fragt sich, wie er dorthin gekommen ist. Es ist Edgar Allan Poe
(Ulrich Pleitgen) und er befindet sich in einem Kloster, in dem es nicht
mit rechten Dingen zugeht. Nachts hört er Schreie, er macht schauerliche
Entdeckungen und die Leute dort scheinen etwas vor ihm zu verbergen.
Sein Neugier könnte Poe am Ende das Leben kosten, da er es mit
mächtigen Gegenspielern zu tun hat. Wird er dem Kloster entfliehen
können?
- Meinung -
Düster, beklemmend, klassisch, aber dennoch zeitgemäß
und frisch. So könnte man kurz und knapp die neue Reihe und ihren
Auftakt mit dieser Folge beschreiben. Gruselszenarien, die teilweise
schon in Richtung Horror gehen, offenbaren sich dem Hörer und jagen
ihm Schauer über den Rücken. Geschickt gesetzte Schockszenen
sorgen für Gänsehaut. Wer meint, dass die Stories von Poe
altbacken und verstaubt sind, der wird hier eines besseren belehrt.
Das Tempo ist mal flott, dann wieder ruhiger, es hält sich geschickt
die Waage. Man hat diesen Klassiker hervorragend adaptiert und in Hörspielform
gebracht, von der Seite der Bearbeitung her gibt es somit keine Beanstandungen.
Lange Zeit liess man die Fans über die Besetzung
im Unklaren, doch als der Name des Produzententeams STIL fiel, da war
fast allen klar, dass die Serie in guten Händen ist. Und richtig,
man fährt tolle Sprecher auf, allen voran der hervorragende Ulrich
Pleitgen, der mit seiner Darbietung des Edgar Allan Poe eine Traumrolle
gefunden zu haben scheint, im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Performance
ist allererste Klasse, doch er lässt niemanden seiner Kollegen
und Kolleginnen blass aussehen, dafür hat die gute Regie schon
gesorgt. Sie hat ein gutes, harmonisches Zusammenspiel aller Beteiligten
ermöglicht und so kommt es, dass z.B. Till Hagen problemlos neben
einem Joachim Kerzel bestehen kann. Ein weiterer Name, der bekannt sein
dürfte, ist Klaus Jepsen. Ihn hört man immer gerne, ein weiterer
Berliner Routinier, der sein Handwerk seit Jahren bestens versteht und
hier ebenfalls eine sehr gute Leistung abliefert. Man könnte so
fortfahren, doch der Punkt ist klar, die Sprecher und Sprecherinnen
sind ordentlich ausgewählt und besetzt worden und man kann sich
auf tolle Darbietungen aller einstellen.
Die Musik ist mit das Herzstück, denn sie untermalt
geschickt Schlüsselszenen bzw. ruft stellenweise erst durch den
Einsatz Grusel hervor. Wären manche Szenen nicht so unterlegt worden,
dann würden sie viel von ihrem Reiz verlieren, aber man hat alles
richtig gemacht. Für diese Serie hat man extra ein Orchester engagiert
und dies zahlt sich definitiv aus, die Stücke sind einfach herrlich
und treffen genau den Punkt. Dies gilt auch für die Geräusche,
die aber weniger druckvoll sind, sondern eher dezent, aber stets die
Szenen ins rechte Licht rücken und so zu einer dichten Atmosphäre
führen. Am Ende des Hörspiels gibt es den eigentlichen Titelsong
von Heinz Rudolf Kunze, dessen Stück sich ein wenig von der düsteren
Atmosphäre des Hörspiels abhebt und so eine Art Gegenpol schafft.
Wenn dieses Lied erklingt, dann könnte man als Hörer fast
schon denken, dass man den Albtraum endlich hinter sich gelassen hat.
Anfangs ist der Song etwas gewöhnungsbedürftig, doch schon
beim zweiten Hören wird man ihn in vollen Zügen genießen.
In fettem Dolby Surround kommt die musikalische Begleitung
natürlich noch wuchtiger rüber, doch nicht nur das. Da es
sich hier um eine sehr gute Abmischung handelt (wahlweise Dolby 5.1
oder DTS, welches einen Tick besser klingt), wird dies in Kombination
mit einer vernünftigen Surround-Anlage zu einem wahren Erlebnis.
Hier hat man sich richtig Mühe gegeben und es wird "echtes"
Surround-Feeling geboten. Zusätzlich gibt es stimmungsvolle, düstere
Landschaftsbilder auf dem Bildschirm zu sehen, die für noch mehr
Atmosphäre sorgen.
Welche Neuerungen gibt es gegenüber der normalen
CD-Fassung noch? Es befindet sich ein Interview mit Ulrich Pleitgen,
dem Hauptsprecher, auf der DVD. Dieses ist nicht besonders lang, aber
es ist nett gemacht und gewährt dem Hörer einen kurzen Einblick
hinter die Kulissen eines Hörspiels. Hinzu kommt noch ein Auszug
aus dem Script kombiniert mit der jeweiligen Szene, die im Hintergrund
läuft. Das ist noch nicht alles, denn es gibt die komplette Kurzgeschichte
als Bonus (Vorsicht, Augenschmerzen sind vorprogrammiert!) und ein dickes
Booklet. Man kann also durchaus von umfangreichen Bonusmaterial sprechen,
welches sich sehen und hören lassen kann.
Zum Hörspiel an sich muss man nichts mehr sagen,
es ist eines der besten Gruselhörspiele der letzten Jahre. Doch
lohnt sich der Kauf der DVD, wenn man die CD oder MC bereits besitzt?
Ja, denn gerade das Bonusmaterial macht diese Fassung zu einem kleinen
Erlebnis und die Surround-Effekte sind echt hörenswert. Wenn das
die Zukunft des Hörspiels ist, dann kann man sich auf etwas gefasst
machen. Der Preis geht in Ordnung, die DVD kann für ca. 10-12 Euro
ergattern.
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