A Nightmare on Elm Street Nr. 1
- Nächte der Angst -
(Europa)

Alexander Huppertz urteilt:

Springwood (Ohio): In dem Freundeskreis von Nancy (beeindruckende Sprechleistung: Dorette Hugo) ereignet sich ein seltsames Phänomen: jeder träumt des nachts von einem entsetzlich entstellten Mann, der ihnen nachstellt und sie töten will. Der Traum wird furchtbare Realität, als Nancy Freundin Tina (Verena Großer) tatsächlich im Schlaf getötet wird. Von nun an ist Nancy klar, dass der Mann aus ihrem Unterbewußtsein (Reent Reins) wirklich existiert. Er holt sich seine Opfer in ihren Träumen. Um sich zu schützen, beschließt Nancy, nicht mehr zu schlafen. Doch natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Nancys Kraftreserven aufgebraucht sind, bis sie im Schlaf erneut auf ihren unheimlichen Peiniger trifft...

In den Jahren 1989/ 90 produzierte EUROPA zahlreiche Lizenzhörspiele, u.a. Knight Rider, Airwolf und das A-Team. Bei der 6-teiligen Hörspieladaption der kultigen Horrorfilme A Nightmare On Elm Street handelt es sich, so die Legende, um das erste Hörspielskript aus der Feder von Trashpapst André Minninger, der bereits heute durch seine obskuren Drei-Fragezeichen-Drehbücher Hexenhandy und Mann-ohne-Kopf einen Ehrenplatz im Hörspielolymp inne hat. Minningers entsprechendes Debut darf man ohne Frage als gelungen bezeichnen, wobei sein Bemühen auffällt, den doch recht harten Filmstoff möglichst jugendtauglich zu servieren, wobei André besonders bei den sexuellen Bezügen der Originalvorlage deutlich die Schere angesetzt hat. So kann sich der Zuhörer nicht eines leichten Grinsens erwehrten, wenn Erzähler Günther König verschämt und mit geradezu spürbar auditiv vorgehaltener Hand verkündet, dass Tina also gerade neben ihrem Freund Rod im Bett liegt. (Was machen die beiden denn da? ;-) Die Geschichte entwickelt sich schnörkellos und flüssig und erhält auch den nötigen zeitlichen Raum. Es erweist sich als gute Entscheidung, jedem Einzelfilm zwei Hörspiele zu widmen, anstatt eine Geschichte mit Spielfilmlänge auf ein Einzelhörspiel zu pressen, wie es beispielsweise bei den EUROPA-Hörspielen von ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT geschehen ist. Jede Folge der kurzlebigen Reihe endet mit einem spannenden Cliffhanger und fördert somit den Eindruck, dass es sich um eine durchgängige Reihe handelt. Sprechertechnisch hat man wieder ganz große Namen in Quickborn versammelt: als Erzähler fungiert der horrorerfahrene Günther König, der das Geschehen ebenso eindringlich und packend serviert, wie man es von Larry Brent und Macabros gewohnt ist (wer ist Wolfgang Kaven?). Dorette Hugo (man kennt ihre Synchronarbeit u.a. aus Dallas und Fackeln im Sturm) interpretiert wunderbar die Rolle der Nancy, die diesen Charakter übrigens auch in der deutschen Fassung des Original-Filmes gesprochen hat. Ihr zur Seite stehen der glänzend aufgelegte Wolfgang Draeger und eine herrlich verrauchte und unvergessene Beate Hasenau als Marge Thompson, die wohl aus Jugendschutzgründen nicht so versoffen ist, wie ihr Filmpendant. Reent Reeins brilliert als Bösewicht Freddy Krueger, der aus hörspieltaktischen Gründen viel redseeliger ist als jener Freddy von der Leinwand, der erst in späteren Filmen zum geschwätzigen Sympathieträger der Reihe avancierte. Ebenfalls dabei: Simon Jäger, Heidi Berndt und Sascha Draeger, der in seiner Rolle des Glenn sehr sympatisch rüber kommt und daher zu gefallen weiß. Musikalisch hat nun nach Carsten Bohn Jan F. Conrad das Sagen, der einen wohl eigens für diese Reihe komponierten Soundtrack präsentiert, der auf ganzer Linie überzeugt. Highlight ist ein modernisierter Remix des Original-Nightmare-Themas von Charles Bernstein als Titelmusik. Geräusche und Effekte sind, wie gewohnt, auf hohem Niveau. Angeblich hat man mit Roland Michael sogar einen professionellen Geräuschemacher ins Studio geholt.

Fazit: EUROPA besinnt sich Anfang der Neunziger auf seine Qualitäten im Horrormetier und präsentiert mit NÄCHTE DER ANGST einen hervorragenden Einstieg in die viel zu kurze Nightmare-Reihe mit wunderbaren Sprechern, wie Günther König als Erzähler quasi eine Hommage an die großen Horrorserien Macabros und Larry Brent.

Einen faden Nachgeschmack wird die glänzend produzierte Serie hinterlassen, denn der Handlungsbogen wird mit Folge 6 nicht abgeschlossen und somit (wohl) für alle Zeiten unfertig bleiben. Gerüchten zufolge basiert der Produktionsstopp auf panischen Elternprotesten gegen die verspielte Gruselreihe, die sicher auf das etwas unglückliche Produktmanagment dieser Hörspiele zurückzuführen ist. Denn leider setzte EUROPA wohl allzu sehr auf die
recht abschreckenden und für sich sprechenden Titelbilder und versäumte es, die Tapes mit einer entsprechenden Altersfreigabe zu versehen...

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